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Alt 04.02.2006, 22:58
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Ich habe gestern meine liebe Frau beerdigt!

Hallo lieber Dieter,
ich bin heute zum ersten Mal in diesem Forum, habe in den letzten 3 Monaten im Forum "Bauchspeicheldrüsenkrebs" gelesen und geschrieben.
Mein lieber Mann ist vor vier Wochen an dieser schrecklichen Krankheit gestorben.
Du hast hier so viele gute Gedanken geäußert. Vieles von dem, was Du schreibst, haben mein Mann und ich auch durchlebt und durchlitten. Mein Mann war 65 Jahre alt, ich bin 61, wir waren seit 41 Jahren verheiratet. Die Diagnose bekamen wir im März letzten Jahres, und es stand von Anfang an fest, dass es keine Heilung mehr geben kann.
Die Chemotherapie bewirkte, dass es ihm bis ca. Anfang November 2005 noch einigermaßen erträglich ging. Er musste auch nach dem März 2005 nicht mehr in die Klinik, es konnte alles ambulant durchgeführt werden und ich bin immer bei meinem Mann gewesen. Ab November wurde er immer schwächer, richtig bettlägerig und im eigentlichen Sinn "pflegebedürftig" war er aber nur 3 Tage, in denen er dank Morphium-Spritzen seine Schmerzen einigermaßen ertragen konnte. Am 10. Januar ist er dann friedlich in meinen Armen eingeschlafen.
Wir haben unsere letzten gemeinsamen Monate sehr intensiv erlebt. Es gab Zeiten großer Verzweiflung, wo wir nur noch zusammen geweint haben, aber wir haben uns noch alles sagen können, was für uns wichtig war.
Ich denke, dass ich daraus heute trotz aller Trauer Kraft schöpfen kann. Dummerweise habe ich manchmal so etwas wie ein schlechtes Gewissen, weil ich momentan das Gefühl habe, dass ich mich selbst ab und zu ein bißchen verwöhnen muss. Ich brauche immer einen schönen Blumenstrauß im Haus, gönne mir mal ein Gläschen Wein und höre schöne Musik.
Warum hab ich dabei ein schlechtes Gewissen??? Meinem Liebsten würde es wahrscheinlich gut gefallen.
Die schrecklich traurigen Momente mit vielen Tränen kommen dann wieder von ganz alleine, aber ich denke, das ist auch wichtig.
Ich habe glücklicherweise eine wunderbare Familie (zwei Kinder, Schwiegerkinder, drei Enkelchen, Bruder) und sehr, sehr liebe Freunde, die sich während der letzten Monate rührend um uns Beide gekümmert haben und auch jetzt immer für mich da sind.
Ich hoffe, noch ab und zu von Dir und anderen zu hören, wie Ihr die schwierige Zeit, die uns allen noch bevorsteht, meistert.
Liebe Grüße,
Anemone
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