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Alt 05.11.2007, 07:52
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
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Standard AW: Als Tochter zweite Meinung einholen?

Hallo Monika,

es tut mir leid, dass Dein Vater von dieser leider noch unheilbaren Krankheit befallen ist.

Es ist nicht empfehlenswert etwas OHNE und GEGEN den Willen des Patienten zu unternehmen. Er /Ihr braucht Vertrauen zueinander und das würde durch unerlaubte Einzelaktionismen unwiderbringlich untergraben. Wohl aber würde ich ein Telefonat /direktes Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen, dem er vertraut. Das verschafft Euch mehr Sicherheit, wie es um ihn steht und gibt dem Arzt Gewißheit, das die Verwandtschaft informiert ist.

Es ist der PATIENT, der die Schrittfolge vorgibt, wie ER sich mit der Krankheit auseinandersetzt oder auch nicht. So schwer es auch für Euch zu ertragen ist, laßt es geschehen, wie ER es möchte. Es sind SEINE verbleibenden Zeiträume, die unwiderbringlich sind. Genießt die Möglichkeiten ihm nahe zu sein und erfüllt ihm erfüllbare Wünsche.

Es ist z. Zt. leider noch nichts in die Hand der Ärzte gegeben, diese Krankheit endgültig zu heilen. Es gibt zwar immer wieder Studien, neue Medikamente und manchmal auch Alternativtherapien, aber sie konnten bislang vielleicht Symptome verlangsamen, die Krankheit in ihrem tödlichen Verlauf jedoch nicht aufhalten. Aber warum sollte gerade euer Vater sich noch ungewissen Experimenten aussetzen, deren Ausgang wirklich unbestimmt ist?

Seid bitte auf alles vorbereitet und gefaßt.

Es ist nachvollziehbar, dass Ihr alles für ihn tun möchtet, aber würde bei dieser noch unheilbaren Krankheit eine evtl. mühselige Alternativtherapie seine Lebensqualität noch erhöhen ? Es geht um IHN, wie ER seine verbleibenden Tage gestalten möchte und weniger um Euch. Sinnvoll ist auf jeden Fall mit den Ärzten abzusprechen was palliativ (schmerzbefreiend) ergänzend für ihn getan werden kann. Im Spätverlauf der Krankheit kommt i.A. zu stechenden Brust-/Rückenschmerzen eine immer stärker werdende Atemnot hinzu, die man mit Sauerstoffzuführung und Morphindosen zu lindern versucht.

Meine eigene Betroffenheit:

Meine erste Frau ist im Jahr 2000 im Alter von 56 Jahren an dieser Krankheit verstorben. Die Krankheit brach im Frühjahr 1996 aus. Erst 1999 war nach einer erneuten Biopsieuntersuchung mit einem Tumormarker (Calretinin) endgültig klar, dass es das Mesotheliom war und nicht ein Adeno-Karzinom. Auf diesen Marker wiesen uns die Ärzte im Rahmen einer Second Opinion (Einholung einer 2. Meinung) – Untersuchung in der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg hin, die damals wohl umgerechnet etwa 800 EUR kostete und von uns selbst zu tragen war. Meine eigene Geschichte kann man im Hinterbliebenen-Forum (z.Zt. Archiv 3) nachlesen („Einsame / gemeinsame Wege bei Krankheit“). Auch im Rippenfellforum habe ich manchen Beitrag verfasst.

Ich wünsche Euch viel Kraft für die kommende Zeit.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel

Geändert von shalom (05.11.2007 um 08:06 Uhr)
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