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Alt 03.10.2007, 18:20
Benutzerbild von MichaelaBs
MichaelaBs MichaelaBs ist offline
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Standard AW: Verweigerung der Behandlung?

Hallo liebe Mitschreiberinnen und Mitschreiber,

ich habe lange überlegt, ob ich mich äußern will, da sich mir nach wie vor nicht erschließt, was Stefan bezweckt.

Meine Geschichte passt gewissermaßen hierhin, da ich ganz ungewollt nichts gegen meine Erkrankung unternahm (zunächst)
1998 gab es einen Fall mit offener Tbc in meiner Firma und ich beschloss, mit zur Untersuchung zu gehen, obwohl ich mit der Person wenig Kontakt hatte. Es wurde tatsächlich etwas gefunden und zur Abklärung begab ich mich in lungenfachärztliche Behandlung. Da ich hervorragend auf den Tine-Test ansprach, schien es klar, ich hatte mich angesteckt. Anschließend folgte eine Therapie und Nachsorge ähnlich wie bei Krebs, vierteljährlich, dann halbjährlich, zuletzt jährlich. Es blieb immer eine Stelle im Röntgenbild, die ich für die Vernarbung der Tbc hielt.

2003 gab es wieder einen Fall mit Verdacht auf Tbc und ich ging früher, als meine „normale“ Nachsorge es erfordert hätte, zum Arzt. Diesmal starrte er auf meine Röntgenaufnahmen und überwies mich ins Kh. Was war geschehen? Der Gute hatte mich zwar jährlich geröntgt, doch die Veränderungen dieser Stelle im rechten Oberlappen ignoriert(?) oder nicht wahrgenommen? Nach meiner Vorstellung im Kh wurde sofort ein Termin zur OP verabredet und Ende Februar der rechte Lungenoberlappen entfernt. Die Diagnose las sich „gut“: pT2, pN0, M0, G2, R0. Somit schien eine reelle Chance gegeben, die Erkrankung überwunden zu haben. (Anmerkung:erst später habe ich begriffen, was der Halbsatz „…mit Infiltration des einen seitlichen Randes der Pleura visceralis…“ bedeuten würde.

2005 war dieser Traum zu Ende geträumt, anlässlich einer Nachsorgeuntersuchung im September wurde ein großer Pleuraerguss festgestellt, wodurch ich mit einem Schlag inoperabel war und von einer palliativen Behandlung gesprochen wurde. Alle Betroffenen und Angehörigen können sich vorstellen, wie erschrocken ich war. Allein das Wort palliativ machte mir Angst. Nachdem sich diese gelegt hatte, ein Port implantiert war und ich zwei Chemotherapien bekam, hatte ich zunächst Ruhe. Aber nachdem drei CTs in Folge wenn auch kleine, aber stetige Veränderungen zeigten, begann ich Ende Januar diesen Jahres mit der Einnahme von Tarceva, einem für NSLC und BSDK zugelassenen Medikament, was die Wachstumsrezeptoren der Krebszellen hemmt. Mit diesem Medikament habe ich das große Los gezogen, erfreue mich „bester Gesundheit“, wenn ich das mal so salopp formulieren darf und habe allein in diesem Jahr so viele Reisen gemacht, tolle Menschen kennen gelernt und mache in Kürze mit einer Freundin, die ich hier im KK fand, eine Kreuzfahrt durch die Ägäis.

Warum bin ich jetzt so ausführlich geworden?
Erstens: an meinem Krankheitsverlauf kann man auch als medizinisch nicht vorbelasteter Mensch unschwer sehen, wohin es führt, wenn eine Krebserkrankung nicht behandelt, bzw. zu spät behandelt wird. Fünf Jahre ließ man mich mit diesem Lungenrundherd fröhlich rumlaufen. Wäre ich 1998 bereits operiert worden, hätte vermutlich eine größere Wahrscheinlichkeit bestanden, nicht wieder zu erkranken.

Zweitens: aufgrund der beschriebenen NW von Tarceva hatte ich für mich beschlossen, sie nicht nehmen zu wollen, wenn mal die Sprache darauf käme. Als es soweit war, hatte ich zwar Angst, welche dieser NW mich ereilen würden, aber ich begann unverzüglich mit der Einnahme. Genau heute Morgen habe ich die 250. Tablette eingenommen und hoffe, dass ich noch mindestens genau so viele einnehmen kann!

Im Übrigen bin ich alleinerziehend, mein Sohn ist 22 und noch in der Ausbildung. Sollte ich mich so schnell von ihm verabschieden?

Herzliche Grüße an alle, die sich nicht unterkriegen lassen!
Michaela