Thema: Und nun?
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Alt 10.10.2005, 22:47
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Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
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Standard AW: Und nun?

Hallo alle zusammen!
Habe wieder im Word vorgeschrieben:

Naja, entgegen deiner Meinung Susanne, glaube ich nicht, dass ich eine Bereicherung im Forum bin. Ich weiß nicht genau was mit mir los ist , mit Sicherheit ist es nicht nur der Verlust meines Liebsten der diese Wut in mir angehäuft hat. Es ist eine Summe aus meinem „früheren Leben“ und dem was jetzt so abläuft. Meine Schwiemu (Schwiegermutter) hat immer zu uns gesagt „seid doch nicht so empfindlich!“. Ich meinte darauf hin wir sind „empfindsam“! Mittler Weile denke ich, ich bin super empfindlich.

„Jeder Mensch hat das Recht glücklich zu sein!“ – Das RECHT oder die PFLICHT ??? Was ist, wenn ich das RECHT des Glückes nicht in Anspruch nehme? Was ist „Glück“? Ich habe mit Sicherheit glückliche Momente, ich habe gelernt in der jeweiligen Situation zu leben, d.h. wenn ich auf Arbeit bin, bin ich auf Arbeit (meine Kollegen können nix für meine Trauer oder Wut) und wenn ich mit meinen Kindern zusammen bin, dann bin ich froh und glücklich über sie…aber die Sonne wird nie wieder so schön und hell scheinen – es fehlt etwas Wesentliches (genau !!!) ´ne Andrea? Ich denke, du verstehst was ich meine, ich will meinen Mann nicht mit einem neuen „GLÜCK“ ersetzen, Warum ist diese Gesellschaft nur immer so eilig mit dem ersetzen… ist etwas kaputt – na macht nix , wir kaufen etwas neues, ist der geliebte Hund verstorben – macht nichts, es war doch „nur“ ein Tier, dann gehen wir bestenfalls in das Tierheim und holen einen neuen Spielgefährten – damit der arme Mensch nur ja keine Trauer erdulden muss. Und ich lasse mir sagen, auf dem Friedhof, nach der Beisetzung „…du bist doch noch so jung, du wirst bestimmt noch mal Glück haben und wieder einen Mann finden…“ Sind denn alle komplett verrückt??? Es geht nicht um MEIN Ego, welches einen Mann braucht, um sich komplett zu fühlen – ich kann auch sehr gut allein sein…! Ich habe meinen besten Freund verloren, meinen Geliebten und dabei liegt die Betonung nicht auf „mein“ !!! Ich bin traurig, weil ER nicht mehr erleben durfte, was ER gern noch erleben wollte, was ER auch nach menschlichem Ermessen verdient hat. Statt dessen laufen Menschen durch die Gegend, die anderes Leben mit Füßen treten, die nichts zu schätzen wissen, nicht das GLÜCK eines Kindes, eines Partners, der zu ihnen hält usw. Wenn ich in diesen Amifilmen schon höre (einer ist gerade ermordet worden oder gestorben) „… ich verspreche dir alles wird gut…“ oder „wie siehts aus alles in Ordnung?“ (die Mutter wird gerade im Sarg davon getragen…) – na klar alles in bester Ordnung … alles wird gut…! Ja Susanne, ich bin wütend und mit Wut kann man das GLÜCK nicht finden, aber das bestimmte GLÜCK (nicht das „Mutterglück“) war ein Menschen an meiner Seite zu wissen, der meine Achtung, Liebe und innerstes Vertrauen hatte und es genauso empfunden hat. Das passiert nicht so oft und ich will es auch nicht ersetzen !!! Andrea – dein Mann, die vielen Jahre – ja ich weiß, das ist das andere Lied und du komponierst gerade ein neues… Es liegt an mir, ich weiß – ich bin wieder das bockige Kind, welches einfach keine Lieder mehr mag, wenn es nicht das eine bekommen kann…Eigentlich bin ich sonst nicht so. Ich rede übrigens nicht von Selbstmord (klingt Suizid weniger gefährlich und brutal ehrlich …?) Mit der Entscheidung Kinder zu haben, hat man die Entscheidung getroffen, keine freiwillige und unabhängige Entscheidung mehr für sein Leben zu haben. Ich sehe es wie wenn Menschen ihre Probleme und Aufgaben wie Bücher auf dem Arm vor sich her tragen, ich würde sie meinen Angehörigen noch oben auf ihren eigenen Stapel aufladen, würde ich diese Welt einfach feige verlassen. Aber auch diese Sache, keine Wahl zu haben, macht mich wütend – ich muss egal was sich das Leben noch ausdenkt…- aber das habe ich ja selbst entschieden mit der Verantwortung, die ich als Mutter übernahm! Mein Liebster hat uns das größte Geschenk, Liebesgeschenk gemacht was er konnte …- früher wollte er auf keinen Fall riskieren an Apparaten dahin zu vegetieren, dann wollte er vorher lieber selbst Schluss machen. Irgendwann hat er mir dann versprochen, dass er nichts unternimmt und bis zum letzten Atemzug kämpfen wird – das hat er getan!!! Und ich bräuchte mich gar nicht bei ihm im „Irgendwo“ sehen zu lassen, wenn ich zu feige wäre zu leben – er hat für uns so viel Schmerzen ertragen … Ich weiß, dass ich muss. Meine Angst ist nur, dass ich mich mit meinem „Bücherstapel“ in die Ecke setze und warte bis das Leben vorbei ist… - aber ich will auch keinen Aktionismus an den Tag setzen, weil in irgendeinem Trauerbuch steht, wie man „ES“ schnell überwindet…

So, ich glaube nun habe ich genug gewettert – wahrscheinlich steckt hinter der großen Wut das große Selbstmitleid…

Ich wünsche euch allen bessere Tage. Viele Grüße Petra

(… heute genau sieben Monate, dass er gehen musste….)
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