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Alt 14.06.2008, 14:21
Mondkuss23 Mondkuss23 ist offline
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Standard AW: die tollste Frau der Welt, meine Mutter

Liebe Hanka,

Ich sitze gerade vor dem Laptop und ich muss beim lesen deines Beitrages nur noch weinen ....denn mir kommt das alles soooo bekannt vor.
Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir ein bisschen von meiner Situation erzähle und du sehen wirst, dass die Traurigkeit, Selbstvorwürfe....in dieser Situation "ganz normal" sind.
Ich bin 23 und habe meinen Vater auch vor 8 Monaten an Krebs verloren. Er erkrankte im Juni 2001 an Darmkrebs (Stadium IV, 4 von 12 Lymphknoten waren befallen), wurde operiert und bekann anschließend eine adjuvante Chemotherapie.......bis Ende 2003 deutete alles darauf hin, dass er wieder ganz gesund werden würde, doch die Ärzte irrten sich: Metastasen in der Lunge....es folgte im Dez 2003 eine Op mit anschließender Chemo....aber die Metastasen kamen wieder. Also erneute Op im Juni 2004, als ich gerade mein Abi schrieb und mich auch nicht sehr um Papa kümmern konnte :-(......diese Op hat leider wieder nicht geholfen und es kamen erneut Metastasen. Ab diesem Zeitpunkt wurden nur noch "lebensverlängernde Therapien" in Form von Chemo gemacht. Es waren von 2003-2007 insgesamt ca. 130 Chemotherapien!!!!
2004 stand ich in der Zwickmühle. Ich wollte studieren gehen, doch kann ich meine Mama mit meinem Vater alleine lassen????? Auf Anraten meines Psychologen, den ich aufgesucht hatte, weil ich mit der ganzen Situation heilos überfordert war, ging ich zum studieren und versuchte ein halbwegs normales Leben weiterzuführen............Hanka ich verstehe dich, wenn du dir immer wieder Vorwürfe machst, dass du noch mehr Zeit mit deiner Mama hättest verbringen können. Ich denke es mir auch sooo oft, wie schön es gewesen wäre noch intensiver mit meinem Papa reden zu können, von seiner Kindheit, Jugend noch mehr erfahren zu haben........er fehlt mir sooo unendlich. Ich weiß zwar jetzt nach 8 Monaten manchmal nicht wies weitergehen soll, vor allem wenn dann einige (ehemalige sehr gute) Freunde der Meinung sind, dass es nach 8 Monaten ja eigentlich wieder alles ok sein muss, aber jedesmal wenn ich in solch einer Situation stecke bzw. traurig über ihn und sein Leben nachdenke, scheint es mir als ob ich Zeichen bekommen würde...mal ist es die Sonne, die schlagartig durch den Wolken verhangenen Himmel blitzt, mal ist es ein Vogel, der sich auf die Hecke hinter seinem Grab setzt.....es sind so viele Kleinigkeiten, die mich dann immer wieder daran glauben lassen, dass er auch weiterhin auf mich aufpassen wird, auch wenn ich ihn nicht mehr sehen bzw. mit ihm kommunizieren kann. Ich bin zwar wie du auch nicht sehr gläubig, aber mir scheinen diese kleinen Zeichen Hoffnung zu machen, dass ich ihn eines Tages wiedersehen werde.
Ich drück dich ganz fest und wünsche dir viel Kraft.
Lieben Gruß, Mondkuss
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Nimm dir Zeit den Himmel zu betrachten
Suche Gestalten in den Wolken,
Höre das Wehen des Windes
und berühre das kalte Wasser.
Wir sind die Eindringlinge,
die von einem unendlichen Universum
nur für eine kurze Zeit geduldet werden

Papa (21.1.1948-19.10.2007), ich hab dich lieb!!!!
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