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Alt 05.06.2007, 12:50
Ursi Ursi ist offline
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Registriert seit: 01.01.2006
Ort: Schweiz, Bülach
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Standard AW: Diagnose Non Hodgkin..schlimm..aber nicht das Schlimmste was einem passieren kann

Hallo Jutta,
bisher habe ich immer nur eure Beiträge verfolgt, hatte aber nie das Gefühl dass ich etwas sinnvolles beitragen könnte. Wahrscheinlich bin ich bei weitem nicht die einzige, die sich so verhält. Die Verarbeitung / Verdrängung von Krebs und der Kampf dagegen ist halt so verschieden wie wir alle sind und jede(r) muss seinen eigenen Weg finden. Ich gehörte zu denen, die nur mit ganz wenigen Menschen über die Krankheit und vor allem über meine Aengste reden wollte/konnte. Alleine die Aussage "ich habe Krebs" hat überall zu einem Ausnahmezustand geführt und ich fühlte mich irgendwie wie unter einer Käseglocke von meiner Umwelt getrennt. Mir war aber extrem wichtig, am "normalen" Leben teilzunehmen und mit Leuten zusammen zu sein, die ihre alltäglichen Probleme und Interessen hatten und wichtig fanden. Viellecht empfindet die Frau mit dem Lungenkebs genauso.

Ich wurde im Winter 2005/2006 wegen eines malingen B-Zell Lymphoms im 3b Stadium 8x mit R-CHOP 21 behandelt (in der Schweiz sind scheinbar 3-wöchige Abstände Standard).

Zum Thema Haare:
Während der ganzen Zeit habe ich gearbeitet. Nach der Diagnose habe innerhalb von 2 Wochen meine bisher langen Haare kurz schneiden lassen und mir ein Perücke mit dem gleichen Schnitt und möglichst ähnlicher Haarfarbe machen lassen. 2 Wochen nach der Chemo, an einem Dienstag gegen 16:00 gingen mir dann die Haare aus. <= ich habe vieles vergessen das ich während der Chemo erlebt habe, aber da könnt ihr mal sehen wie einschneidend so relativ nebensächliche Dinge sein können!
Jedenfalls habe ich mir sofort den Kopf rasieren lassen und danach in der Oeffentlichkeit die meiste Zeit die Perücke getragen und war erfreut wenn ich in der Firma und ausserhalb Komplimente über meinen neuen Haarschnitt bekam.

Die Frage nach dem Puder:
Die dünnen Augenbrauen habe ich auch mit einem Pinsel und Puder (vom Bodyshop), nicht mit dem Stift nachgezeichnet, das wirkte viel natürlicher.

Gewichtzunahme:
Mein Onkologe hat mich immer gefragt ob ich essen könne, weil viele Patienten während der Chemo wegen Uebelkeit und Darmproblemen sehr stark Gewicht verlieren. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie soviel gegessen wie während der Behandlung, aber kein kg zu-oder abgenommen. => erst nach Aschluss der Chemo, weil ich vor Beginn der Behandlung mit dem Rauchen aufgehört habe und nach der Chemo, ein halbes Jahr später unerwartet noch den Entzug mit allen Nebenwirkungen bekam

Aphten:
Eine 3 - 4 x tägliche Mundspülung mit Malveol (aus Malven) hat mir sehr geholfen.

"Nachwehen" / Spätfolgen
Meine Chemo war sehr erfolgreich und seit Mai 2006 bin ich in Vollremission (wieso kann ich nicht einfach sagen "gesund"). Nach dem ersten Schock aufgrund der Diagnose, der Angst und Traurigkeit habe ich für mich entschieden dass ich mein altes Leben zurück will, was mir recht gut gelungen ist. Die Haare sind lockig, ziemlich dick und dunkler als vorher nachgewachsen. Zugenommen habe ich wie andere ex-Raucherinnen und dass es mit der Fitness hapert liegt (auch) an meiner Faulheit.

Ich habe seit etwa Juni 2006 polyathritis-ähnliche Gelenkprobleme. Das soll gemäss Onkologe zwar keine Nebenwirkung der Chemo oder der Krankheit sein, da aber die Rheumatologin und der Hausarzt, eine Sportärztin und die Frauenärztin auch nur den Kopf schütteln scheint mir da der klassische Fall von "was nicht sein darf, kann nicht sein". Ich nehme deswegen Litozin, ein Hagebuttepulver und Schmerztabletten und habe das Problem damit sehr gut im Griff.
Ausserdem habe ich ziemlich grosse Angst vor einem Rezidiv mit der ich nicht besonders gut umgehen kann. Sie führt zeitweilig zu Anfällen von Hypochondrie die ich mir mühsam abzugewöhnen versuche
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