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Alt 11.07.2007, 11:07
Shakira Shakira ist offline
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Registriert seit: 02.02.2007
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Standard AW: Mit 30 Jahren alleine

Hallo Ihr Lieben,

heute ist es genau 4 Wochen her - erstaunlicherweise ist mein "Fass" immer noch nicht wieder so voll, wie sonst schon nach 2 Tagen - seit Samstag, wo ich es nochmal so richtig ausgeleert habe, komme ich ohne Tränen klar, 4 Tage schon. Fast schon ein seltsames Gefühl.
Ich schlafe nachts auch nicht mehr so spät ein, anstatt zu schreiben führe ich stille Zwiegespräche mit ihm. Ich habe auf einem Bord im Wohnzimmer ein sehr schönes Foto von ihm stehen, 40 x 20cm groß im Rahmen, er schaut mich daraus so unendlich lieb und auch verschmitzt an. Ich zünde jeden Abend ein Teelicht vor diesem Bild an und lasse es die gesamte Nacht lang brennen. Eine rote Rose steht daneben. Das scheint so eine Art "Altar" für mich zu werden, wo ich innerhalten kann, mit ihm sprechen kann, ihm das Licht brennen lassen kann und dann beruhigt schlafen gehen kann.

Ich muss gestehen, ich habe mich wirklich von der Elisabeth Kübler-Ross überzeugen lassen. Es hilft mir ungemein, nicht nur so einen wagen Glauben zu haben, dass es meinem Schatz jetzt wirklich gut geht (man sagt das ja immer so, aber wirklich fest dran glauben ist noch eine andere Sache) - aber nach diesem Buch bin ich einfach fest überzeugt, dass das Sterben an sich eine wunderschöne Sache ist, dass kein Mensch je allein ist und dass er einfach diesen nutzlosen und kaputten Körper verlassen kann, um in ein schöneres Leben zu gehen. Dieser feste Glaube daran hilft mir, mich von meinem Mann zu lösen, ohne schlechtes Gewissen. Ich fange an, nicht mehr nur daran zu glauben, dass es ihm gut geht und dass ich mir um ihn keine Sorgen mehr machen muss, sondern davon wirklich überzeugt zu sein.

Ich weiß, dass es dennoch schrecklich viele schwere und vor allem einsame Tage geben wird. Aber das sind Dinge, da muss ich mit mir selbst klar kommen, jedenfalls hat mein lieber Schatz damit nichts mehr zu tun.
Er ist fort, ein Schmetterling im hellsten Licht. Ich bleibe hier und habe mein Leben zu leben, bis irgendwann auch für mich der Zeitpunkt gekommen sein wird. Das ist das schöne daran: Ich habe jegliche Angst vor dem Tod und dem Sterben verloren. Ich habe das Gefühl, den Tod als wirklich natürliche Begebenheit, die zum Leben dazu gehört wie die Geburt, zu akzeptieren und kann daher auch total offen und ohne Hemmungen davon sprechen.

Momentan bilde ich mir ein, dass, wenn jemand mir jetzt mit Angst und Trauer erzählen würde, ein Nächster von ihm würde sterben, ich nur lächeln würde und ihm sagen würde: keine Angst, das ist nichts Schlimmes. Es ist das Schönste, was deinem Liebsten passierten kann.

Ob ich diese Überzeugung für immer beibehalten kann, oder ob ich in Zukunft wieder schwanken werde, ich weiß es noch nicht.
Aber momentan tut dieser Gedanke einfach gut.

Viele liebe Grüße,
Shakira
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