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Alt 10.05.2018, 14:01
p53 p53 ist offline
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Standard AW: Vater Leberkrebs dank Hepatitis B

Hallo Marc,

die Tumorentstehung ist ein komplexer biologischer Prozess, der in mehreren Einzelschritten verläuft -- es entstehen nicht einfach mal über Nacht aus gesunden Zellen entartete Tumorzellen.
Diese einzelnen Entwicklungsschritte bei der Tumorentwicklung benötigen Zeit; viel Zeit, meist Jahre und Jahrzehnte.

Obwohl es natürlich auch aggressive, schnellwachsende Tumoren gibt... bedeutet aber nicht, dass deren Entstehung ebenso schnell verlief, sondern eher, dass in der Tumorentwicklung bestimmte Treibermutationen auftraten und/oder das Immunsystem (aus diversen Gründen, wie zB auch chronische Erkrankungen) die Tumorlast nicht mehr eindämmen und in Schach halten konnte. Dass es irgendwann kippt, und der Tumor Oberwasser bekommt und anfängt, rasant zu wachsen.

Möglich, dass die Hepatitisinfektion nur ein weiterer Baustein (Promotor) bei der Entstehung eines malignen Lebertumors war, vielleicht beschleunigte sie auch den Prozess.
Für die meisten Menschen verläuft die Infektion ja auch komplikationslos... anzunehmen, dass also das Immunsystem deines Dads irgendwo nicht so arbeitete, wie es sollte -- dafür können sonstwelche Faktoren verantwortlich sein, auch genetische. Also eine gewisse Anfälligkeit für Tumoren in bestimmten Organen etc.

Ich kann das absolut gut verstehen, dass du wissen möchtest, warum und weshalb.... würde mich ebenso gehen.
Es wird aber einfach nicht mehr nachzuvollziehen sein, leider. Denn das könnte ja auch nützlich für die Therapie sein....

Ich habe nochmals über die Transplantation nachgedacht und kann auch in diesem Punkt deine Gedankengänge nun besser verstehen. Sich mal selbst in die Situation (von dir meine ich jetzt als Angehörigen) zu versetzen, kann manchmal nicht schaden

Es wird bereits an neuen Immunsuppresiva geforscht, die zielgerichteter wirken und damit ein wesentlich günstigeres Nebenwirkungsprofil haben sollten... unter anderem auch das erhöhte Krebsrisiko wird dort ins Fadenkreuz genommen, was als stärkstes Risiko nach Organtransplantation gilt.
50% Rezidivrate innerhalb von zwei Jahren nach Organtransplantation bei Tumorleiden - das ist schon eine sehr hohe Zahl.
Das betraf eine ganz andere Krebsart als deine, man müsste sich die STudien genauer anschauen und natürlich auch Vergleiche mit anderen Behandlungsoptionen heranziehen.

Weshalb die Mediziner da gleich so schnell waren mit dieser Option, keine Ahnung. Manchmal fällt ihnen vielleicht auch etwas ein, das sie später verwerfen, was ja auch völlig normal ist im Medizinbetrieb , aber es wäre dann besser, den Patienten mit solchen "Schnellschüssen" nicht große Hoffnungen zu machen, die sich dann innerhalb von Sekunden ratzfatz zerschlagen. Gerade bei solchen lebensbedrohlichen Erkrankungen....

Da würde ich an deiner Stelle nochmal nachhaken, vielleicht gibt es ja auch gute Begründungen und du kannst dann damit auch besser umgehen.
Ungeklärte Dinge belasten sehr, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Mehr als Gewissheiten, auch wenn die unangenehm sind.

Geändert von p53 (10.05.2018 um 14:04 Uhr)
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