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Alt 16.02.2007, 09:53
PetraW PetraW ist offline
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Registriert seit: 30.12.2005
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Standard AW: Meine Gedanken und Gefühle und natürlich auch Fragen/So eine Art Tagebuch

Hallo,
melde mich auch mal wieder.

Wie schon befürchtet war mein Vater bei dem Geburtstag nicht dabei, er konnte seit Donnerstag keinen Stuhl lassen, aber meint ihr er hat reagiert, nö . Am darauffolgenden Mittwochabend bekam ich dann den Anruf meiner Mutter, dein Vater geht morgen ins Krankenhaus es ist immer noch nicht`s gekommen. Ich habe natürlich sofort gesagt ich fahre ihn hin. Bin dann auch den ganzen Tag bei ihm geblieben und habe die Untersuchungen abgewartet. Die Ärzte haben die Hände über den Kopf zusammengeschlagen als sie gehört haben das seit einer Woche nicht`s mehr gekommen ist.

Leider ist jetzt klar warum nicht`s gekommen ist. Es hat sich ein Rezidiv am Darm entwickelt (ich wußte es doch, habe immer wieder drauf hingewiesen das man doch bitte auch mal wieder den Darm untersuchen möge, aber nein ich erzähle ja nur Blödsinn , ich bin unheimlich wütend) und der engt die Harnröhre ein und mein Vater kann demnach die Blase nicht mehr richtig entleeren. Der ganze Bauchraum war von der vollen Blase gefüllt und hat somit auch keinen Stuhlgang mehr möglich gemacht. Jetzt hat er neben seinem künstlichen Darmausgang auch noch einen Dauerkatheter.

Ab nächste Woche bekommt er wieder Chemo und die Ärzte hoffen das dadurch sich das Rezidiv etwas zurückentwickelt und sie den Katheter ziehen können. Leider haben sie jetzt auch auf der Lunge Schatten festgestellt und die Lebermetas sind auch wieder da (waren ja im Oktober nicht mehr gesichtet worden) der Krebs macht also weiter. Die Onkologin hätte sogar diese Woche gerne mit der Chemo angefangen, die Ärzte befürchten das die Metas in der Leber explodieren.

Er ist jetzt seit Mittwoch wieder zuhause, die hatten so Bettennotstand daß sie alle die einigermaßen in Ordnung sind entlassen haben.

Es wird also ernst und ich mache mir nicht`s vor, die Ärzte machen zwar weiter mit Chemo, aber wenn jetzt sogar auf der Lunge was zu sehen ist, das es Metas sind haben die Ärzte zwar nicht geäußert, aber man kann sich ja denken, den was soll es den sonst sein ?.

Soll es das jetzt nach drei Jahren gewesen sein ? Ich weiß die drei Jahre sind schon ein Wunder nach der Erstdiagnose. Hätte ich nie für möglich gehalten, aber trotzdem er war doch bisher so tapfer und jetzt ?
Ich habe solche Angst vor dem Tag wo die Ärzte sagen wir können nicht`s mehr für ihren Dad tun, ich will nicht , und ganz ehrlich ich habe nicht Angst das er stirbt, sondern vorallem wie er sterben muß, den das ist ja die unbekannte Größe in dem grausamen Spiel.

Ich fühle mich seit der Diagnose vor drei Jahren wie auf einer Berg- und Talfahrt und ich habe die Befürchtung jetzt geht es nur noch abwärts. Ich weiß wenn es soweit ist werde ich es ihm gönnen seine Ruhe, und das obwohl er leben will das ist das schlimmste, zu wissen er will nicht sterben aber er muß.

Was mir Halt gibt ist zu wissen das ich eine Abteilungsleiterin habe die selber ihre Mutter an der Krankheit verloren hat und sie hat mich am Dienstag auch zur Seite genommen und gesagt wenn es ernst wird rede nicht viel sondern haue einfach ab ich werde es den anderen schon erklären und egal ob du Minusstunden machst, es ist wichtig das du bei deinem Dad bist. Ich war so dankbar in dem Moment.

Sie hat mir auch einen anderen Tip gegeben, ich solle mit meinem Dad nach Freiburg gehen, da wäre eine tolle Klinik die sich mit Tumorerkrankungen super auskennen. Meine Hausärztin meint ich solle es nicht mal vorschlagen, weil es auch nicht mehr bringt und mein Dad dann noch weiter weg wäre. Oh man ich bin hin- und hergerissen. Ich will auf der einen Seite nicht`s unversucht lassen, auf der anderen Seite weiß ich jetzt schon das er mit dem Vorschlag eh nicht einverstanden ist.

Was mich auch ganz kirre macht, ob er über den Ernst der Lage wirklich bescheid weiß, den es ist ja immer alles super, alles klasse , er ist ja der gebohrene Verdrängungskünstler und er wird nächstesmal wieder so handeln daß er erst kurz vor 12 reagiert, so ist er nunmal und ich glaube er kann halt auch nicht aus seiner Haut raus, aber das fehlt mir halt auch das ich ernsthaft über die Situation mit ihm reden kann, aber ich muß es wohl akzeptieren das er es nicht will.

So muß mal aufhören, ich sehe schon kaum mehr die Tastatur.



Liebe Grüße

Petra

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