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Alt 02.11.2014, 19:51
sternkind156 sternkind156 ist offline
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Standard AW: Kampf verloren :-(

Liebe Magda,
nein, ich war heute nicht auf dem Friedhof - ehrlich gesagt kann ich nicht groß hingehen, es raubt mir meine ganze Kraft. Dieser Ort ist für mich leider kein Ort der Ruhe und des Friedens, sondern eher sehr schlimm zu ertragen, jedenfalls seitdem meine geliebte Mama dort liegt. Noch vor einem Jahr hätte ich niemals so geschrieben. Ich fand es immer sehr schön dort, meine Großeltern sind alle da begraben und ich hing ebenso an ihnen, doch es war etwas völlig anderes. Und wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass 12 Monate später dann meine Mama da liegen wird, ich hätte ihn für verrückt erklärt! Sie muss allerdings irgendwie eine Vorahnung gehabt haben. Am 22.11. feierte sie ihren 70. Geburtstag und wir schenkten ihr Karten für Peter Kraus, ihren Lieblingssänger. Sie meinte nur: "Na, hoffentlich lebe ich bis dahin noch!" Wir haben alles als Humbug abgetan, aber leider lag viel Wahrheit in ihren Worten...ich habe auch schreckliche Angst vor Weihnachten und davor noch vor ihrem Geburtstag. Die dunkle Jahreszeit macht alles viel schlimmer. Und früher hatte ich diese so gerne...so ändern sich die Zeiten! Ich versuche so gut es geht weiter zu machen, habe Pläne, aber meine Stimmung kann so extrem schnell kippen. Es fehlt mir einfach jegliche Lebensfreude. Und das heißt nicht, dass ich depressiv bin, doch es kann sein, dass ich kurz mal abgelenkt bin und lache und kaum bin ich alleine, denke ich an alles, was geschehen ist und dass ich nie wieder so ausgelassen sein kann wie damals, als ich noch mit meiner Mutter zusammen war. Viele verstehen das irgendwie nicht. Der Blick nach vorne ist wichtig usw...natürlich ist er das, aber die Endlichkeit des Lebens wird einem so schrecklich bewusst. Wofür arbeiten wir, schuften Tag für Tag? Wofür tun wir alles? Nur, um uns das bisschen Zeit, das wir auf Erden haben, so angenehm wie möglich zu machen?! Die meisten leben so in den Tag, seitdem das aber mit meiner Mama passiert ist, bin ich viel nachdenklicher geworden. Gut, ich rege mich nicht mehr so schnell über Kleinigkeiten auf, doch die Menschen regen mich oft auf mit ihrem Unverständnis und Unwissen. Und dann eben noch die Schuldgefühle, die Frage nach dem Warum und das Chaos, das immer wieder aufbricht. Es sind so Etappen und Wellen, aber wenn diese da sind, ist man komplett durch den Wind. Aber wem erzähle ich das...ich denke, du weißt, was ich meine!
Liebe Magda, nun ist wieder ein Tag ohne unseren Lieben um. Morgen geht der Alltag weiter, Ablenkung ist garantiert...doch wie sagte meine Mutter letztes Jahr: Mei, wie schnell ist wieder ein Jahr vergangen! Die Zeit rast nur noch! Wenn man glücklich ist, vergeht sie wie im Fluge...
Recht hatte sie - all die Jahre mit ihr vergingen so schnell und jetzt...jetzt ist da Leere, die Tage vergehen ebenso, aber niemals ohne traurige Gedanken und die schmerzenden Erinnerungen. Sie wird nie mehr mitbekommen, was ich noch alles erleben oder schaffen werde. All das stimmt mich so traurig, aber es muss ja weitergehen, irgendwie! An ihrer Beerdigung haben wir bewusst ihre Lieblingsmusik gespielt - einmal "Bis wir uns wiedersehn" von der Münchener Freiheit und "Alles im Leben hat seine Zeit" von Peter Maffay "Tabaluga", den sie auch sehr gern hatte. Der Text ist sehr passend, finde ich...kennst du das Lied?
Ich wünsche dir einen nicht allzu traurigen Abend und sende wieder liebe Grüße,
Sternkind
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