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Alt 03.03.2016, 15:03
petitejeff petitejeff ist offline
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Registriert seit: 10.10.2015
Beiträge: 26
Standard AW: 40 Tage danach..

Lieber Papa,

nun bist du schon seit 6 Monaten nicht mehr bei uns.
Die Trauer kommt in Wellen, überkommt mich nun jedoch nur noch in den stillen, einsamen Momenten.
Viel ist passiert in den letzten Monaten. Mama hat inzwischen ihre Führerscheinprüfung bestanden,findet nun endlich zu mehr Selbstständigkeit. Ich hoffe, dass ihr das dabei hilft deinen Tod ein stück weit besser zu verkraften. Ihr geht es die meiste Zeit über sehr schlecht. Sie verhält sich ähnlich wie ich, umgibt sich viel mit Menschen um die Stille nicht ertragen zu müssen. Der Hund, dein geliebter Hund, gibt ihr Kraft. Ich wüsste nicht, was sie ohne ihn täte..
Ich kann Mama nur schlecht unterstützen. Ich telefoniere zwar täglich mit ihr, konnte wegen der Uni und der Arbeit jedoch schon seit Monaten nicht mehr nach Kiel reisen..Zudem wurde Mama mitgeteilt, dass ihre, eure Wohnung zum Jahresende teuerer wird, sodass sie wohl ausziehen muss. Du weißt sicher, dass damit für Mama wieder eine Welt untergeht. Ich versuche ihr all die positiven Aspekte dieser Entwicklung aufzuzeigen und bin bin fleißig am Suchen nach passenden Angeboten in der Nähe.Immerhin hat sie bis zum Jahresende noch etwas Zeit sich an diesen Gedanken zu gewöhnen. Auch wenn es schmerzhaft wird unser "zuhause" auszuräumen, ich bin mir sicher, dass es ihr gut tuen wird sich frisch einzurichten. Und doch wird es ein Akt.. (allein mein Kinderzimmer endgültig auszumisten wird ein Drama. Du weißt ja, dass es eher zu vergleichen ist mit Hermines magischen Tasche)
Ich hab inzwischen einen neuen Job. Unverhofft kam das Angebot einer Dozentin und nun bin ich studentische Mitarbeiterin an der Uni.Ich weiß allerdings noch nicht, ob ich das gut finden soll. Denn nun spielt sich mein komplettes Leben nur noch "hier" ab. Aber immerhin wird es so finanziell ein bisschen leichter. Zumindest bist zum Sommer. Dann zieht nämlich der Umzug zurück nach Kiel an. Und ich hab noch keinen blassen Schimmer, was ich dort tun werde. Ich bezweifle, dass ich dort einen Studienplatz bekomme.. aber Mama braucht mich und Kevin hat dort ein ganz tolles Jobangebot. Womöglich werde ich mich von der Psychologie abwenden müssen, aber das okay. Es ergibt sich immer etwas. Ich vermiss dich. Es stehen so viele Entscheidungen an und ich weiß nicht, ob ich mich ohne deine Hilfe richtig entscheiden kann.

Ich muss jetzt leider aufhören. Morgen steht eine Prüfung in klinischer Kinderpsychologie an.

Ich liebe dich sehr. Mir fehlt dein schelmisches Grinsen.
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