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Alt 19.09.2006, 20:06
biancaneve biancaneve ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Liebe Clarissa,

auch an Dich erst einmal einen ganz lieben Gruß. Unsere Mütter haben sich im Abstand von nur wenigen Tagen auf den Weg gemacht - meine Mama ist am 5. April gestorben.

Ich glaube nicht, dass es "den" einzigen, richtigen Weg zur Trauerbewältigung gibt. Meine Erfahrung war die, dass ich die ersten paar Wochen einfach nur "funktioniert" habe, fast wie eine Maschine. Nach ungefähr einem Monat ist dann erst alles durchgekommen, ich habe extrem schlecht geschlafen, und mir wollte einfach nicht aus dem Kopf gehen, dass sie mich nicht noch einmal sehen konnte. Diesen Gedanken habe ich erst aus dem Kopf bekommen, als ich mir den Akt vom Krankenhaus angefordert habe - ich wollte Klarheit. Da musste ich lesen, dass bereits einen Tag vor ihrem Tod die Entscheidung seitens der Ärzte getroffen wurde, im Fall auftretender Herz-Kreislauf-Beschwerden keine Reanimation mehr vorzunehmen. Man hat uns nichts gesagt - und so kam es, dass ich erst viel zu spät nach Hause gerufen wurde. Andererseits wusste ich danach, dass ich alles Mögliche getan habe... Symbolisch hat es mir auch geholfen, endlich die Bordkarte meines Heimfluges wegzuwerfen, die mir eine Zeitlang immer wieder in die Hände gekommen ist.

Ansonsten hat mir das banale, aber leider wahre Rezept "Arbeit ist die beste Medizin" sehr geholfen - auch, weil ich wirklich tolle Kollegen hatte, die sich in dieser Zeit sehr um mich gekümmert haben.

Mittlerweile bin ich in einer Phase angelangt, in der mir schon mehr Gedanken wie "was hätte sie jetzt gesagt oder getan" - am Wochenende musste ich fast schmunzeln, als ich dachte, wie sie nun wohl jetzt geschimpft hätte, als sich mein haarender Kater im Bett breit machte...

Ganz lieben Gruß
Alexandra
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