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Alt 17.06.2017, 11:56
deslupo deslupo ist offline
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Standard AW: Meine geliebte Mama hat Lungenkrebs

Hallo liebe Spongie,

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Ich weiß auch noch nicht was besser ist und womit wir alle besser umgehen können: so zu tun, als ob alles wie immer ist, sich auch so normal wie immer zu verhalten und den Alltag laufen zu lassen so lange es noch geht und der Krebs noch nicht ihr und unser Leben bestimmt? So ein wenig alles verdrängen vielleicht?
Das ist eine "Masterfrage" - auf die dir höchstwahrscheinlich niemand eine passende Antwort geben wird! Die Gründe sind relativ einfach: ich kenne deine Familie nicht, somit kann ich dir auch nicht sagen, was hierzu das "Beste" wär. Du kennst dich und deine Familie am besten, somit "gehe" in dich, und hör einfach auf dein Bauchgefühl/auf dich selbst (da liegst du sicher selten falsch). Es werden noch zig Fragen zu zwischenmenschlichen Interaktionen auftauchen - ein "Patentrezept" hat wahrscheinlich niemand.

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Nur wird es schwer mit Fragen stellen im KH. Ich sprach mit dem Oberarzt und der sagte mir, dass er mir nur Auskunft geben darf, wenn meine mama ausdrücklich ihr Einverständnis gäbe. Und das bekomme ich ja nicht. Sie sagte nur, was ich denn davon hätte...und tja, das konnte ich ihr auch nicht so genau sagen. Ich kann ja eh nichts tun. Wir sind auf die Ärzte angewiesen, dass sie alles tun, was noch möglich ist.
Also bei uns ist es genau umgekehrt - ich/wir bekommen so lange Auskunft, bist mein dad sein Einverständnis zurück zieht (dieses ist aber grundsätzlich von Anfang an vorhanden!) Also bei uns war das sehr ähnlich. Auszug aus meinem Thread "so weit so gut - mein dad aber, vertritt die Ansicht, dass wir ja "eh nicht" anrufen brauchen - er würde uns ohnehin alles erzählen. Könnt euch nun die nächsten 2-3 Zeilen selbst ausmalen wie das tatsächlich abläuft...." ich bin wie folgt vorgegangen: ich habe mit meinem dad das offene Gespräch gesucht (war die richtige Entscheidung). Hab ihm gesagt, dass ich in liebe und ich für in da sein werde - unabhängig davon was da jetzt noch kommt!! Hab ihm aber auch gesagt, dass ich nur mitgehen kann, wenn er mir "keine Steine im Weg legt" (z.B. Verweigerung der Auskunft usw.).
Auch hier gilt das Gleiche wie oben: du kennst euch selbst am besten - suche dir deinen eigenen Weg!

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ich informiere mich so gut es geht, aber dennoch hilft es meiner mama ja nicht weiter und ich bekomme immer mehr Angst vor der kommenden Zeit.
Vielleicht kann man doch die verbleibende Zeit besser genießen, wenn man gar nicht so genau weiß, was alles kommen kann und kommt?
Sie will es glaub ich auch alles so lange es geht verdrängen und auch von uns fernhaften. Und das muss ich einfach akzeptieren. Ich stehe nicht im Vordergrund sondern sie und ihre wünsche. Ich kann wohl einfach nur da sein, wenn sie es braucht und möchte.
Will dir hier keine Angst machen, aber die Realität kommt schneller als man denkt! Dieses "Verdrängen" ist in irgendeiner Art und Weise auch ein "nicht wahr haben wollen" Hier braucht jeder seinen individuellen Zeitraum. Gib deiner mum die Zeit, die sie selbst für nötig hält - sie wird sich früher oder später ohnehin damit auseinander setzen "müssen". Diese schei... Krankheit wird sowas von präsent sein (überall und zu jeder Tageszeit), sodass sie sie irgendwann nicht mehr verdrängen kann (auch hier kann ich es blos aus meiner Erfahrung schildern)


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Hilft es dir denn, wenn du über alles genauestens Bescheid weißt? Einfach, weil du auf alle Eventualitäten gefasst sein kannst oder sich tatsächlich hier und da noch Möglichkeiten ergeben etwas mehr zu tun?
Also vorgleich mal weg - man kann sicher nicht auf alle Eventualitäten gefasst sein, denn niemand weiß was vor/nach/während einer Chemo passiert - den jeder Körper reagiert schlicht und einfach anders! (hast sicher schon öfters gelesen) In der Tat - dein Wissen allein ändert absolut nichts an der Tatsache/Diagnose.
ABER (wenn du ein wenig informiert bist):
- kannst du manche Abläufe ev besser verstehen (z.B. bei meinem Dad rückte in den letzten 6 Wochen die Leber immer mehr in den Vordergrund. Dachte mir im KH - Hallo Freunde - der Haupttumor sitzt aber in der Lunge?!?!) Wenn die Leber aufgibt, dann war´s das (Leber ist eines der wenigen Organe die inoperabel sind) die Medizin kann heute am offenen Hirn operieren bzw. ein Herz transplantieren, aber sie können bei der Leber kaum/gar nix machen. Die Leber ist das (wahrscheinlich) wichtigste Entgiftungsorgan. Wenn die Ärzte die Metas auf der Leber nicht in den Griff bekommen, dann vergiftet sich der Körper von selbst - und Chemo ist nun mal reines Gift! - wenn der betroffene Lungenflügel "aufgibt" - dann holen sie ihn ggf. operativ raus.
- du kannst ggf. mache Entscheidungen der Ärzte besser verstehen
- du kannst ggf. auch die "richtigen" Fragen stellen (frag mich bitte nicht welche Fragen die "Richtigen" sind)
- wirdst nicht vom "Zug" überrollt
- die Kommunikation mit dem Personal im KH läuft angenehmer ab (es ist für das Personal im KH wahnsinnig schwierig und anstrengend, jedem Angehörigen das kleine "1x1 der Medizin" zu erklären (z.B. die HB Werte im Blut sind bei 4 angelangt - hier sollte meines Erachtens nach jeder wissen worum´s geht). Ich weiß, es ist deren Job – (aber ich möchte in meinem Job auch nicht immer alles von Anfang an und von der picke auf, alles erklären müssen - es ist schlicht und einfach anstrengend - nicht zu vergessen mit welchen Patienten es dieses Personal zu tun haben - von annehmen und kooperativen Patienten bis zu persönlichen Beleidigungen/Drohungen - die haben sicher schon alles zu Ohren bekommen (JA - auch hier weiß ich, dass Ärzte und Personal bestens geschult sind – aber trotzdem)

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Auch wenn es sich gerade wie resignieren und aufgeben anfühlt...aber wahrscheinlich lohnt es ja eh nicht mehr zu kämpfen. Dieser sch... Kleinzeller ist so mies Bin gerad sehr pessimistisch und traurig
Kopf hoch Spongie - der Überlebensinstinkt eines Menschen ist größer als man denkt. Euer Kampf fängt gerade erst an!! Aufgeben kann definitiv nicht die "erste Wahl" sein. Tretet dem Kleinkeller mal ordentlich in den Hintern!!

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Sie hat sich auch etwas verändert. Sie tütelt ( kennt man das Wort außerhalb von Norddeutschland ?&#129300 etwas und ist schnell genervt und gereizt.
Kennt ihr das auch?
Betroffene und auch Angehörige verändern sich nun mal! Das ist ein menschlicher und normaler Prozess. Auch du wirdst dich, in irgendeiner Art und Weise, verändern. Du wirdst auch wahnsinnig viel über die kennen lernen, wirdst sehen wo deine Grenzen tatsächlich sind, wie belastbar du sein kannst...uvm. und JA - das Wort tüteln kenn sogar wir in Ö - wir verwenden es zwar nicht, aber wr kennen es

Wünsche euch viel Kraft für die bevorstehende Zeit!

Liebe Grüße
Lupo
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