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Alt 13.03.2006, 15:54
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Gaby283 Gaby283 ist offline
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Standard AW: P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

Hallo Sandra + Sylvia,

erstmal möchte ich euch ganz fest in den Arm nehmen

Seid mir bitte nicht böse, wenn meine Antworten etwas länger brauchen. Zuhause bin ich nicht online; das soll sich aber bald ändern.

Das muss wirklich sehr schlimm sein, wenn zwischen Diagnose und Sterben nur ein paar Monate liegen. Wie schnell vergehen 4 Monate! Sandra, ich glaube, dass viele so naiv sind/waren wie wir. Nie hätte ich gedacht, dass der Krebs auch unsere Familie trifft, da wir im übrigen Leben auch nicht gerade zu den Glückspilzen zählen. Die Realität holt einen dann so schnell ein. Immerhin konnte ich mich 2 Jahre mit der Krankheit meiner Ma auseinandersetzen. Aber lange wollte ich es nicht wahr haben und dachte immer, dass meine Ma es trotz allem schaffen wird. Sie war so eine Kämpferin. Sogar in ihren letzten Tagen sagte sie noch, dass es wieder wird mit ihr. Euere Väter erinnern mich sehr an meine Mutter. Auch sie hat mir immer wieder gesagt, dass ich nicht so lange trauern soll, und wenn sie nicht mehr bei uns ist, dann soll ich denken, dass es ihr jetzt besser geht. In den letzten Wochen wurde sie durch die vermehrten Hirnmetastasen zum Pflegefall, und davor hatte sie schon immer Angst. Meine Ma hat bis zuletzt nur Tabletten für ihren Magen und Novalgin-Schmerztropfen für ihre Kopf- und Rückenschmerzen bekommen. Das Morphin hat sie zum ersten Mal am frühen Sonntagabend bekommen, bevor sie für immer eingeschlafen ist. Und die Hand in Richtung Zimmerdecke gestreckt hat sie 2 Tage vorher. Ich habe sie gefragt, ob sie dort jemanden sieht, aber sie hat mir darauf keine Antwort gegeben . Vielleicht wollte sie mich nicht verängstigen. Also, hat es mit Sicherheit nicht an den Medikamenten gelegen, da sie fast bis zuletzt auch ansprechbar war. Das konnte uns der Arzt nicht mal erklären, da eine Patientin in ihrem Zustand eigentlich in einer Art Koma sein sollte. So war es bei deinem Vater bestimmt auch.

Heute morgen war ich mit meinem Vater beim Arzt. Also wartete ich im Wartezimmer auf ihn. Ich hatte das Gefühl, als ob meine Mutter in der anderen Ecke des Zimmers stehen würde. Ich konnte sie nicht sehen, aber ich habe ihre Anwesenheit gespürt. Ist euch so etwas auch schon passiert? Oder drehe ich bald durch? In diesem Moment wurde ich sehr traurig und habe sie schrecklich vermisst . Ihr Tod ist 2 Wochen her, mir kommt es aber vor, als wären es schon 2 Monate oder mehr…

Du hast Recht, Sylvia. Meine Ma und ich haben schon während ihrer Krankheit getrauert (vor allem in den letzten Monaten) und viel zusammen geweint. Wir haben uns umarmt und uns gegenseitig getröstet. Sie mich mehr als ich sie! Ich war auch dabei als sie starb. Es war schon eine erschreckende Erfahrung, aber nicht schrecklich. Sie sah aus wie ein Engel; so schön habe ich sie die letzten beiden Jahre nicht mehr gesehen. Als ob ihr Gesicht sagen würde: „Ich habe es geschafft, mir geht’s jetzt gut!“.

Meine Ma war meine beste Freundin und jetzt muss ich zusehen, wie ich es ohne sie schaffe.

Ich glaube, dass man nie wirklich aufhört zu trauern. Es wird auch nach Jahren noch da sein; das Gefühl ist einfach nur anders, und ich hoffe, dass wir dann besser damit umgehen können.

Ich wünsche uns allen, dass unsere Eltern immer bei uns sind und uns beschützen

Liebe Grüße
Gaby

Geändert von Gaby283 (13.03.2006 um 15:56 Uhr)
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