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Alt 03.08.2014, 07:04
schnaddi schnaddi ist offline
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Registriert seit: 23.02.2014
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Standard AW: Briefe an meine Mama

Guten Morgen liebe Mama,

ich bin mal wieder aus dem Bett gefallen. Du bist auch immer so früh aufgestanden, und wir haben morgens dann oft ausgiebig telefoniert. Danach haben wir uns dann oft getroffen und sind in die Schlossstrasse zum Shoppen gegangen. Gestern war ich mit O. dort. Es ist seltsam zu wissen, dass du dort nie wieder einkaufen gehst. Wie oft waren wir dort zusammen? schon in meiner Kindheit

Jedenfalls haben wir noch zwei Fette Hennen und ein Alpenveilchen für dein Grab gekauft. Mama wenn du das Grab sehen würdest, dass du mit lauter Bodendeckern bepflanzt hast um den Pflegeaufwand gering zu halten. Wir haben alles von den Bodendeckern entstrüppt. Es gibt keine mehr. Das heißt doch, eine Hälfte haben wir fertig bekommen. Dafür lief uns auch das Wasser vom Kopf. ES war echt anstrengend. Den Buchsbaum den du noch in der Mitte geplanzt hast, der war echt zuviel. Das Grab war mit einer Hecke überwachsen. Eine Wurzel muss uns Steven ausgraben, das haben wir nicht geschafft. Dei andere Hälfte mach ich nächstes Mal. Die Schnecken fühlen sich da bei dir auch sehr wohl, aber die hab ich nun in die Pampa geworfen. Hab nun alles mit frischer Blumenerde bestreut. Und neben der Hortensie blühen nun auch die Fette Henne und das Veilchen. Bisher ist die Bepflanzung nur provisorisch. Heißt Hortensie bleibt udn Fette henne werd ich sicher auch lassen. Ist ja winterhart. Nöchstes Frühjahr werd ich dir noch Lavendel setzen. Das wäre jetzt zu spät. Bis dahin werd ich das etwas saisonal halten. Die Hortensie muss gedüngt werden, jaaaa ich habe mir ARbeit gemacht. Aber ich finde diese Arbeit entspannend.

Ob das mit deinem Grabstein und G. was wird bis zu deinem Geburtstag? Mama das ist ja so eine trübe Tasse, wie du gesagt hast, dem kannst die Schuhe beim Arbeiten besohlen Und Hilfsbereit ist er auch kein Stück, nur wenns für ihn von Vorteil ist. Bin dabei ihn völlig auszubooten, wenn er nicht will, dann such ich mir andere, klar wäres leichter, weil er eben Elektriker ist, aber ich habe keine Lust jemand betteln zu müssen. Nee echt nicht, dann lässt er es halt sein. Krieg die wohnujng auch mit anderen geräumt. Du weißt ja, ich war in solchen Dingen schon immer eine Spur konsequenter als du

Um nochmal zum Grab zurückzukommen, O. und ikch waren uns einig, wenn du das sehen kannst, dann denkst du jetzt:"Unpraktisch" Ja ich hab mir mehr Arbeit gemacht, aber mir ist es ein Bedürfnis dir das scöhn zu halten. Und es ist für mich ein Stück Verarbeitung damit zu leben, dass du nicht mehr wiederkommen wirst. Gottseidank bist du nicht ins Meer gegangen. Ohne Beerdigung udn olhne Grab wäre das für mich gar nicht gegangen. Aber das hast du ja noch verstanden, und hast dich umentschieden.

Übrigens sind wir dieses Jahr wirklich noch Weltmeister geworden. Mein Wunsch war, dass du das zum Abschluss noch einmal miterleben kannst, aber es war dir nicht vergönnt. Seltsam finde ich, dass ich es ja von Anfang an wusste, dass es ja so sein muss. Und als Du dann auch noch gegangen warst, wars für mich völlig klar. War sehr komisch, wie eine Eingebung. Das Jahr war so magical.....irgendwie. Dein Sterben Mom, so traurig es ist, es war nicht nur schrecklich. Grad die ganze letzte Woche davor hatte soviele so schöne Elemente. Etwas besseres hätte uns zu der Zeit nicht passieren können. Die Sache mit den schuhen war doch schon seltsam. Als ich begriff, was du mir mit diesen Schuhen eigtl sagen möchtest, da wusste ich intuitiv, das ist eine Aufforderung, dass ich dich loslassen soll. Ich wusste mit dem Bringen dieser schuhe geb ich dir die ERlaubnis zu gehen. Und Du wusstest, dass ich sie dir Sonntag bringe. Und da hast du dich schon auf den Weg gemacht. Und ich ahnte schon, was mich erwartet, wenn ich die Zimmertür öffne, habs sogar noch gesagt, und so wars auch, ich habs gefühlt.Ich hatte recht, auch wenn viele das nicht verstanden haben, ich bin froh, dass ich dich verstanden habe udn es ernst genommen habe. Im Nachhinein versteh ich dann auch die Sonnemilch, über die sogar die Schwester sich wunderte, weils draußen regnete als ich dir die mitgebracht habe. Die Parfums, der Nagellack, du hast gepackt und wolltest mir so indirekt mitteilen, dass es soweit ist, dass du deine Reise antreten wirst.

Und ja, es ist so gut gegangen, und ich bin mir sicher, du würdest sagen:"Hey Tanja, du musst keine Angst haben, sterben ist gar nicht so schlimm, wie man vielleicht denkt." Das mach ich immerzu, ich frage dich, wenn etwas ist, und das Schöne ist, ich kenne deine Antworten Das hilft schon sehr......

Mein Mamilein, ich verspreche dir, aucfh wenn du selbst nicht mehr leben kannst, Du wirst immer Teil meines Lebenss sein, und so weiterhin indirekt überall dabei sein können. Ich werde dich so gut wie es geht lebendig halten.

Werde dir nun regelmäßiger berichten, was hier so läuft.....

Ich liebe Dich
Tanja
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Meine Mama
*21.01.1950 01.07.2014

Adenokarzinom Lunge ED:12.03.2012

Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern, dass man nie beginnen wird zu leben.
(Marcus Aurelius)

Seid zuversichtlich und stark und lebt Euer Leben mit der Gewissheit, es ist endlich. Kostet das Geschenk des Lebens jeden Tag aus!
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