Einzelnen Beitrag anzeigen
  #14  
Alt 17.11.2003, 12:09
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard An meine liebe Mama

Meine liebste Mama,

am Sonnabend haben wir nun Dein Grab eingedeckt. Es strahlt immer noch voller Blumen. Sie sehen so schön aus wie Du. Im Moment habe ich meine Traurigkeit ein wenig unter Kontrolle. Bin gerade sehr mit dem Baby und dem drumherum beschäftigt. Da kann ich gar nicht zur Ruhe kommen.
Es fehlt mir so sehr mit Dir zu reden, ich fühle mich so leer. Alles dreht sich nur noch ums Baby, keiner fragt wie es mir geht. Ich fühle mich so beschissen. Will einfach nur meine Ruhe haben, will meine "fast Verwandschaft" am liebsten nicht mehr sehen. Sie nerven mich mit allem so sehr. Es war so schön wo ich mich noch an Deiner Schulter ausheulen durfte. Jetzt muss ich mich alleine durchkämpfen. Das kostet mich sehr viel Kraft. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nicht schwanger geworden. Dann könnte ich mich voll in meine Trauerbewältigung reinstürzen, dann würden mich alle in Ruhe lassen. Und jetzt bimmelt ständig das Telefon, weil sie alle das Kind haben wollen. Keiner denkt daran wie es in mir aussieht. Das ist egal. Und wenn ich mal was erzähle, wird das Thema gewechselt. Das ist wohl zu unangenehm. Ich bin so wütend und enttäuscht. Oh Mama, mir fehlt alles so sehr. Du fehlst mir so sehr. Ich könnte vor Wut platzen. Manchmal wünsche ich mir, es hätte einen von ihnen erwischt. Dann wüssten die mal, was Schmerzen sind und wie der Hase läuft. Dann könnten die endlich mal begreifen. Aber die schlechten Menschen werden immer verschont. Wie Du es gesagt hast. Mit einer Bitterkeit in der Stimme, die ich nie vergessen werde. Es ist alles so ungerecht.
Ach wärst Du doch bei mir, es wäre alles so einfach...
Mit Zitat antworten