AW: Ich steh noch am Anfang
Liebe Maya,
ja, eins hast du vergessen: einen langen Spaziergang zu machen, dich hinzusetzen und schöne Musik zu hören oder dir einen Kosmetiktermin zu besorgen.
Ich will es nicht schön reden, aber meine Chemozeit war eine sehr intensive Zeit nur für mich. Meine tägliche Hausarbeit habe ich auf ein Minimum runtergefahren (es sei denn, ich wollte wirklich mal den Kühlschrank auswaschen), meine Kinder mussten sich mal an den Papa wenden, wenn sie was wollten (und siehe da, es ging), und die 88jährige Oma, die in unserem Haushalt lebte, haben wir im Altenheim untergebracht, was sowieso längst überfällig war.
Dafür bin ich spazieren gegangen, war ab und zu sogar joggen. Habe gegessen, worauf ich Lust hatte und es ging mir gut.
Ich hatte das gleiche Chemo-Chema wie du und hatte nur geringe Befindlichkeitsstörungen.
Wofür brauchst du Babypflegeprodukte? Und warum willst du jetzt schon Medikamente gegen Übelkeit holen? Die verschreibt dir dann der Onkologe zur Chemo. Der Apotheker kann sie dir nicht geben, also vergeude nicht jetzt schon deine Energien damit.
Was die Anteilnahme an deiner jetzigen Situation betrifft, erwartest du wohl zu viel.
Die meisten Menschen begreifen nur ihre eigene Situation (wenn sie Glück haben).
Vielleicht schaffst du es, dich selber in den Mittelpunkt deines Lebens zu stellen. So schlecht ist das Leben nicht. Schau in den Spiegel und lächle dich an, gleich ist es viel schöner.
|