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Alt 25.01.2005, 13:14
Gast
 
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Standard Meine Mama starb ohne ihr Enkelkind zu sehen

Danke für Eure Beiträge.

Konnte leider erst jetzt wieder ins Forum.

Anscheinend stimmt es, daß man die Wehen selbst beeinflusst, jedenfalls kamen Sie bei mir in der Nacht nach der Beerdigung.
Die Geburt als solche habe ich gut überstanden und sie verlief auch total problemlos und Gott sei Dank war mit meinem Sohn alles okay.

Aber dann kam die Nacht nach der Geburt und das große Zittern. Anscheinend kam dann alles an Anspannung hoch. Jedenfalls wachte ich nachts zitternd auf und kam beinahe nicht an die Klingel vom Krankenbett. Da ich so etwas schon ahnte, hatte ich den Kleinen ins Kinderzimmer gegeben. Im Krankenhaus bekam ich dann für nachts Schlaftabletten um ein wenig Kraft zu tanken. Die Ärzte und Schwestern waren super nett zu mir und hatten mir auch ein Einzelzimmer verschafft, da es in der Situation in einerm Doppel- oder Dreierzimmer sicher für die "glücklichen" anderen Schwangeren und mich nicht gut gewesen wäre. Über Weihnachten blieb ich dann lieber auch im Krankenhaus um den ganzen Weihnachtstrubel nicht mitzubekommen.

In der ersten Nacht daheim kam dann natürlich wieder das Zittern, obwohl ich schon im Krankenhaus in den 2 letzten Tagen keine Schlaftabletten nahm. Mein Freund hat sich dann um den KLeinen gekümmert und ich wahr nur froh, daß ich mich gegen das Stillen entschieden hatte. Den die dafür notwendige Ruhe und Gelassenheit hätte ich nicht gehabt.

Der Kleine wächst und gedeiht und darüber bin ich auch super froh, leider habe ich durch die lange Schlafenszeit von so kleinen Babies immer wieder Zeit zu Grübeln und breche dann immer wieder in Tränen aus. Manchmal reicht auch schon ein Lächeln von meinem Kleinen um mich zum Heulen zu bringen, da daran denken muß, wie sehr sich meine Mutter gefreut hätte.

Meine Hausärztin meint nun ich solle Antidepressiva nehmen. Aber diese lehne ich ab, u.a. weil sie müde machen und ich Angst habe, daß ich dann nicht für den KLeinen da sein kann. Aber ich habe mir jetzt einen Termin bei einem Psychologen geben lassen, da ich nicht weiß, wie dieses Kuddelmuddel, zu dem die Sterbebegleitung und der Mutterschutz wurden, sich auf mich und damit auf den KLeinen auswirkt.

Meiner Namensvetterin möchte ich jedenfalls sagen, daß es sicher besser ist, wenn sich Geburt und Tod nicht so verknüpfen wie es sie bei mir getan haben. Auch wenn sich Deine Mutter sicher über Deine Schwangerschaft gefreut hätte, sollten sich Deine Verwandten mal überlegen, was für eine Belastung dies für Dich bedeutet hätte. Ich wünsche so eine Situation jedenfalls keinem und Du hast Deine Kraft in der Zeit der Sterbebegleitung für Deine Mutter gebraucht und aufgewendet. Ich hatte leider keine Wahl, aber ich wäre sicher nicht schwanger geworden, wenn ich gewußt hätte, daß meine Mutter so schwer erkrankt ist.

Da wir aber erst Mitte Oktober die Diagnose Darm- und Leberkrebs erhielten, blieb uns keine Wahl. Vorher hatten der Hausarzt Sommergrippe und der Nervenarzt schwere Depressionen diagnostiziert. Wenn ich mir allein vorstelle, daß der Nervenarzt sagte, daß diese Depressionen wahrscheinlich durch meine Schwangerschaft verursacht worden wären und die Angst meiner Mutter vor den damit verbundenen Veränderungen, könnten ich diesen in der Luft zerreissen. Für was diese Ärzte Medizin studiert haben, weiß ich bis heute nicht, aber mit Anfang 50 und geschieden sollte man wohl besser nicht krank werden, da man ansonsten nur die lapidare Diagnose Wechseljahre und damit zusammenhängende Depressionen erhält. Ein Gewichtsverlust von 20 Kilo in wenigen Monaten sind anscheinend kein Warnzeichzen, sondern führen nur zu dem Ausspruch eines Arztes "Trauern Sie Ihren Pfunden etwa nach?".

Nicht einmal die Anwesenheit von mir beim Arzt und meine damalige Aussage "Ich habe das Gefühl, meine Mutter stirbt mir unter den Händen weg" hat den Nervenarzt bewogen seine Diagnose zu überdenken, sondern er meinte, ich solle mit der Depression meiner Mutter Geduld haben.

Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie sehr ich und Ihre Schwester mit ihr darüber gestritten haben, weil wir diese Geduld nicht hatten und wollten, daß Sie noch zu anderen Ärzten geht. Dies hätte sicher nicht ihren Tod verhindert, aber uns vielleicht Zeit gegeben.

Aber anscheinen mußte alles Schieflaufen und sich der in der Pfalz übliche Spruch bewahrheiten:
Einer kommt, einr geht.
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