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Alt 28.05.2017, 00:40
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Es hört nie auf :(

Hallo,

Zitat:
Zitat von hierfalsch
Da bin ich gegenteiliger Meinung. Denn die Nebenwirkungen einer Chemo verschwinden ja nicht wie von Zauberhand, weil man sie absetzt. Eine Chemo schwächt den Körper (und oft auch den Geist). Und wenn man feststellt, dass die Verträglichkeit schlecht ist, dann HAT man ja bereits Lebensqualität und Kraft aufgegeben um das zu versuchen. Ob man die wieder gewinnt? (Wir hatten hier schon Gegenbeispiele...)
Deine Meinung soll Dir unbenommen sein.

Ich denke, ein Arzt schlägt eine Chemo nur dann vor, wenn er:
1) sich (einigermaßen) sicher ist, daß diese (noch) sinnvoll ist - also etwas Günstiges für den Patient erbringen kann, sowie
2) sich ebenfalls sicher ist, daß er die Chemo seinem Patient auch noch "zumuten" kann, ohne dessen Zustand dadurch zu verschlechtern.

Ärzte können sich in der Beurteilung von Sachverhalten genau so irren, wie das auch Patienten tun können.
Allerdings kontrollieren sie lückenlos die Wirkung einer Chemozufuhr.

Das wirst Du wohl genau so erlebt haben, wie auch ich:
Die Ärzte lassen sich dabei auf überhaupt nichts ein.
Im Zweifelsfall erfolgt sofortige Unterbrechung einer Chemo.

Ob ein Gang einer erneuten Tabletten-Chemo einen Patient "zugrunde richten" könnte, kann ich nicht beurteilen.
Weil ich nur eine einzige Chemotherapie "durchmachte".
Die mich zwar körperlich schwächte, aber geistig keineswegs.

Sicher gibt es Beispiele, bei denen eine nochmalige Chemo auch nichts mehr half.
Meinst Du nicht, daß es auch Beispiele gibt, wo eine Chemo doch noch etwas Günstiges bewirken konnte?

Um mehr ging es mir an sich nicht.
Genauer gesagt, um die Abwägung "von Risiken und Nebenwirkungen".

Zitat:
Zitat von hierfalsch
Man muss wählen, Chemo probieren oder nicht - und man muss mit der Entscheidung leben.
Ja, sicher. Was denn sonst?
Um eine adäquate Entscheidung treffen zu können, nützt es aber doch nichts, von vornherein zu sagen:
Mache keine Chemo mehr.

Klar, auch das kann man tun.
M.E. ist es aber besser, diese Entscheidung erst dann zu treffen, wenn man sich die Begründung des Arztes anhörte, eine erneute Chemo durchzuführen.
Oder genauer gesagt, was er sich davon verspricht.

Ob man die Chemo dann auch macht oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Aber die Entscheidungsgrundlage ist dabei eine ganz andere als die, von vornherein zu sagen:
Mache keine Chemo mehr.

Frag Dich doch bitte mal selbst ernsthaft, wie Du das als ebenfalls von einem Krebs schon mal Betroffener handhaben würdest?
Würdest Du eine Sekunde zögern, Dich erneut einer Chemotherapie zu unterziehen??

Ich würde jedenfalls keine Sekunde zögern, weil ich die phänomenale Wirkung einer Chemo erlebte.
Selbst wenn sie nur geringfügig mein Leben verlängern könnte, würde ich mich wieder einer unterziehen.

Schon allein deshalb, um alles versucht zu haben, einen Krebs entweder plattzumachen oder zumindest seine "Fresserei" in mir
(zeitlich) so lange zu verzögern, bis ich ihm selbst in allerletzter Konsequenz seine "Nahrungs-Grundlage" entziehe.

Zitat:
Zitat von hierfalsch
Sowas wie "ausprobieren und sonst halt anders machen" sehe ich bei Chemotherapie nicht. Eine Tablette die drin ist - ist drin.
Warum siehst Du das nicht?
Glaubst Du im Ernst, ein Arzt wüßte nicht, welche Nebenwirkungen Chemo-Tabletten-Zufuhr haben könnte?

Er sieht ein potentielles Mittel darin, evtl. noch etwas "retten" zu können.
Oder gehst Du davon aus, daß Ärzte ihre Patienten "zerstören" wollen?

Zitat:
Zitat von hierfalsch
Die Ärzte schlagen nach meiner Erfahrung Chemotherapien vor, bis sie empfehlen einen Hospizplatz zu suchen.
Was den Umkehrschluß erlaubt, daß sie bei Empfehlung einer Chemo noch positive Ergebnisse erwarten.
Anderenfalls würden sie nämlich empfehlen, gar nichts mehr zu tun.
Was deckungsgleich mit der Aussage wäre:
Mache keine Chemo mehr.

Zitat:
Zitat von hierfalsch
Was sollen sie auch sonst tun? Ja, es KÖNNTE noch helfen. KÖNNTE noch Zeit verschaffen. Wann diese Zeit "gewonnen" und was "nicht hinnehmbar" ist, entscheidet nicht der Arzt. DAS entscheidet der Patient. Das der Arzt nicht "Sterben Sie doch lieber" sagen kann ist klar. Daraus zu schließen, dass die Chemo geboten ist? Nein.
Ja, sicher - Ärzte können nichts weiter tun, als Chancen aufzuzeigen.
Ihr Dilemma ist, daß sie dabei keinerlei "Erfolgs-Garantie" geben können.

Und das Dilemma Krebs-Betroffener ist, die richtige Wahl zu treffen.
Auch ggf. entgegen den Empfehlungen von Ärzten.

Es geht dabei m.E. nicht darum, ob etwas "geboten" ist oder nicht.
Sondern letztlich darum, ob Laien Spezialisten und deren Rat vertrauen oder nicht.

In der "normalen" Technik ist das alles relativ einfach:
Weil so gut wie alles mathematisch berechenbar und stichhaltig "nachweisbar" ist.
D.h. es ist mathematisch "absicherbar", was zu erwarten ist.
Mit entspr. Sicherheits-Zuschlägen (SF) kann man auch durchaus etwas nahezu "todsicher" auslegen.
So, daß nach menschlichem Ermessen absolut nichts Unerwünschtes "passieren" kann.

Ganz im Gegensatz dazu sieht es aber in der Medizin-Technik aus.
V.a. auch bei Krebs-Behandlungen.
Ist alles reiner Dusel.
Absolut nichts berechen- oder vorhersagbar.
Wie sollte das auch jemals möglich sein?

Denke, dessen müssen wir uns immer bewußt sein.
Ich selbst bin auch nicht ganz frei davon, generalisieren zu wollen.
Was jedoch angesichts dessen, daß es um Menschen - also höchst unterschiedliche Individuen geht - per se grundfalsch ist.
Denn da kann man überhaupt nichts "über einen Kamm scheren".


@ Sonne26:
Du kannst hier über alles reden, was Dich so "umtreibt".
Und wirst sicher auch Verständnis dafür finden können.

Wäg bitte Antworten genau so ab, wie die Empfehlungen des Arztes, der Deine Mutter "über die Runden bringen" will.
Denn er dürfte am besten wissen, was Deiner Mutter noch zuträglich sein könnte.

Anderenfalls würde er das nämlich nicht empfehlen.
Sondern Deine Mutter dem Unausweichlichen überlassen:
Dahinsiechen unter "Krebszerfressung", bis sie unter massiver Morphium-Zufuhr weniger oder eher mehr "bewußtseins-benebelt" stirbt.
So einfach ist das.

Und sei Dir bitte auch vollkommen im Klaren darüber, daß unsere Ärzte "janusköpfig" handeln.
Sterbehilfe zu leisten, ist ja in der BRD ein "Tabu-Thema".

Tatsächlich ist es jedoch so, daß unsere Ärzte dann, wenn "sie mit ihren Mitteln beendet sind" genau das tun.
Sie verabreichen dann Morphium, damit ein Patient "leichter" sterben kann.
Denk bitte darüber mal nach.
Und besprich das bitte auch mit Deiner Mutter.
Was ja kein Problem bei der von Dir gen. "innigen Verbindung" sein dürfte.

Sicher ist es nur ihre Wahl, wessen sie sich "auszusetzen" zu gedenkt.

Ich weiß es wirklich nicht, ob das nur eine Wahl zwischen "Pest und Cholera" ist.

Versuch aber bitte dennoch, sie darin zu "bestärken", daß ihre Wahl nach rein rationaler Abwägung die richtige ist.
Das rate ich Dir deshalb, weil Du höchstwahrscheinlich die Wahl Deiner Mutter überleben wirst.

Und Dich davon "freihalten" solltest, irgendetwas unterlassen zu haben, das Dich im Nachhinein daran zweifeln läßt, das Dir Mögliche zum Besten Deiner Mutter getan zu haben.
So einfach ist auch das.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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