AW: Angst vorm Leben
Liebe Jule,
Du hast jedes Recht dazu, Deine Trauer auch nach außen zu zeigen, wann immer Dir danach ist. Du bist doch deswegen nicht schwach! Vielleicht hast Du selbst den größten Anspruch an Dich, stark und gefasst zu sein? Und Du merkst, dass es Dich überspült? Trauer sucht sich einen Weg. Und der nach "außen" ist der heilsamere - so zumindest habe ich es immer empfunden. Weißt Du ...mir sind oft an den "unmöglichsten" Stellen die Tränen gekullert. Wenn ich mich immer hätte zusammenreißen müssen, wäre ich bestimmt geplatzt. Niemand hat mich schräg angesehen. Und wir müssen doch niemandem etwas beweisen.
Ich habe - als mein Vater schon im Sterben lag (was ich seinerzeit noch nicht wahrhaben wollte...) - sehr gute Gespräche mit einem Krankenhausseelsorger führen können. Er konnte mir meinen Schmerz nicht nehmen... das konnte und kann keiner... aber ich konnte etwas davon rauslassen. Er hat mir nicht übergestülpt, wie und was ich jetzt aktzeptieren und denken "müsse", sondern mich so sein lassen, wie ich fühlte. Er hat mich einfach ein Stück weit begleitet. Ich möchte Dir hier nur aufzeigen, dass es auch eine solche Möglichkeit gibt... vielleicht wäre diese Art der Hilfe auch was für Dich?
Ich bin auch überzeugt, dass Deine Mutter stolz auf Dich ist und will, dass Du eines Tages wieder mit einem Lächeln im Gesicht an sie denkst.
Liebe Grüße
Leuchtfeuer
Geändert von Leuchtfeuer (06.12.2008 um 16:27 Uhr)
|