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Alt 06.11.2005, 15:05
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Mein Mann ist tod. Es zerreisst mein Herz.

Liebe Ingrid,

wie so oft sitze ich bei meinem laptop und wünsche die rechten Worte kämen. Heike hat meinen Namen erwähnt, vielleicht klang das so als würde ich etwas wissen, etwas kennen, sozusagen ein Rezept auf Lager haben, das in dieser Not hilft.

Ingrid, es tut mir leid, ich habe nichts, ich weiß nichts außer meinen eigenen Erfahrungen. Und das sind eben die meinen, ein anderes Leben, andere Umstände.
Lange dachte ich ein trauernder Mensch ist ein trauernder Mensch, es hängt allein von der Beziehung zu dem Verstorbenen ab. Das dachte ich manchmal auch mit einem gewissen Trotz, wenn mir Menschen zu verstehen gaben, das ist doch etwas ganz anderes wenn der Mann gestorben ist, als die alte Mama.

Dann habe ich hier Frauen kennen gelernt die um ihren Mann trauern und nun verstehe ich, daß es wirklich etwas anderes ist. Wenn man als altes Kind seine alten Eltern verliert, so kann das ein großer Verlust sein, aber es ist ein natürlicher Vorgang. Es hat viel an meiner Lebensqualität geändert, aber wenig an meinen Lebensumständen. Nun ist das bei Dir etwas ganz anderes. Zu der Trauer, dem Verlust kommen auch noch Existenzfragen.

Du schreibst über die anderen Erkrankungen Deines Mannes. Es sind nur ein paar Sätze, vielleicht sind die Gedanken, die mir kommen, ganz verdreht, vielleicht gehen sie aber auch ein wenig in die stimmige Richtung. Ich sehe einen Menschen der es bestimmt schwer hatte, ich kann mir vorstellen, daß eine Erkrankung die für jedermann sichtbar ist, gerade in jungen Jahren schwer auszuhalten ist. Wenn einer damit zu einem tollen Mann wird, dann ist er ein supertoller und, glaub mir, es gibt nicht gerade viele davon. Er hatte eine tolle Frau, eine große Liebe, einen lieben Hund.

Bestimmt ist es sehr schwer wenn zu der Trauer, dem Kummer, dem Verlust noch der Gedanke dazu kommt, er hatte es ohnehin schon schwer, war geplagt, warum, warum musste das Entsetzliche noch dazu kommen, warum musste er sterben.

Darauf gibt es keine Antworten. Und das ist auch entsetzlich.

Ich weiß nicht liebe Ingrid, ob das Forum Dich genügend auffangen kann. Ich denke Drea hat in ihrem Beitrag Möglichkeiten aufgezeigt, über die Du vielleicht nachdenken solltest. Wahrscheinlich braucht es etwas Zeit, etwas Glück schnell das Rechte zu finden, aber die Versuche sind es wert. Es gibt Hilfe, man sollte sie in Anspruch nehmen. Vielleicht kann man dann einfach ein bisschen besser durchatmen und kann das eine oder andere Problem angehen. Was die Trauer, den Verlust betrifft, das ist ein Langzeitprojekt.

Hast Du in anderen threads gelesen? Es gibt hier mindestens zwei, bei denen Du auch gut aufgehoben wärst.

Lass die Tränen fließen! Ich hab einmal (sinngemäß) gelesen: Tränen, die fließen, sind bitter. Bitterer aber sind die, die nicht fließen.

Liebe Grüße
Briele
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