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Alt 16.08.2003, 09:23
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Standard ...und dann bin ich

Liebe Anja

Ich danke auch dir von Herzen für dein Posting. Wenn ich all die Antworten so lese, kann ich eigentlich gar nichts anderes tun, als euch allen recht zu geben - eigentlich wüsste ich das alles ja auch selber, aber irgendwie muss mir das immer wieder irgendwer sagen, damit ich wieder "auf den Boden zurück" komme!!

Nun die Vorwürfe an mich selber sind auch nicht immer so schlimm wie ich sie mir gerade in den letzten Tagen mache. Es gibt auch die Tage an denen ich mir ohne schlechtes Gewissen sagen kann: hey, die 2 Jahre hast du gebraucht und sie haben dir ja auch gut getan... und es war ja auch nicht grundlos!!
Dann wenn ich mich aber zurück erinnere an all die schönen Momente in meinem Leben mit meinem Vater, dann wird mir wieder schmerzlich bewusst, dass trotz allem was er mir angetan hat, ich DANK IHM eine einigermasse lebenswerte Kindheit verbringen durfte. Wäre er nicht gewesen... wer weiss was aus mir geworden wär!!?

Mit meiner Mutter hab ich seit meinem (ca.) 14. Lebensjahr keinen Kontakt mehr... sie hat sich nach über 10 Jahren auf Grund des Todes unseres Vaters wieder gemeldet... hat sich versuch einzuschleimen und den Kontakt wieder aufzunehmen.. und ich bin auf sie eingegangen.. hab mir gedacht: bei meinem Vater bist du ja auch über deinen Schatten gesprungen, also was solls.. gib dir einen Ruck! Spätestens nach dem 3. Brief den wir uns hin und her schrieben, merkte ich aber dann, dass sie alles nur spielte. Auf einmal fühlte sie sich angegriffen (obwohl ich das überhaupt nicht tat!!) und kam mit fiesen Sachen, bösen Beleidigungen und unfairen Unterstellungen - da blibe mir fast die Luft weg! Naja, ich erspar dir die Details!

Was will ich damit sagen: durch den Tod meines Vaters wurde ich auf einen Schlag "elternlos". Da ist zwar noch irgendwo eine Mutter, aber die Beziehung zu ihr ist ein für allemal beendet. Darum vielleicht auch oft die Vorwürfe, warum hast du nicht mehr mit deinem Vater unternommen, warum hast du nciht einfach über sein Alkoholproblem hinweg gesehen... die 2 Jahre Zeit die ich da brauchte, hätte ich jetzt ja zu Genüge.............

Natürlich ist kein Mensch Hellseher und kann wissen was kommen wird, aber seine Gesundeheit war ja schon so lange angeschlagen, so dass ich es hätte ahnen können. Ich hab's aber wohl eher verdrängt, wollte es nicht wahrhaben, dass mein Vater tatsächlich schon sooo krank ist!!

Anyway: Verwandt sein heisst nicht, dass man die besten Freunde sein muss, da muss ich dir recht geben. Wenn ich manchmal auf meine Mutter angesprochen werde und ich dann die Geschichte erzähle, werde ich oft schräg angeguckt und ich denke keiner kann verstehen, wie 3 Töchter einfach so ihre Mutter "links liegen lassen" können... doch dann sag ich mir immer: keiner von euch war da, als sie es mit uns gemacht hat!!

Ja, eigentlich gebe ich mir hiermit wohl die Antwort selber, welche ich denen geben sollte, die mich heute schräg anschauen und finden, den Kontakt zu meinem Vater hätte ich nicht abbrechen dürfen. Doch der Unterschied dazu ist, dass es sich da um Menschen handelt, die eben gerade dann dabei waren, wenn er mich zu SChnecke machte, und mich eigentlich verstehen sollten... Andererseits sind es Menschen die die ganze Zeit nicht ehrlich waren zu meinem Vater und "hinten durch" ja auch immer motzten über ihn... ist also fraglich, was denn nun "besser" ist...

Vielen Dank Anja für deine Worte und danke für's Mitlesen...

Yvonne
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