Einzelnen Beitrag anzeigen
  #42  
Alt 23.09.2012, 22:07
Seestern09 Seestern09 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.02.2012
Beiträge: 162
Standard AW: Mama, geht es dir jetzt besser da wo du bist?

hallo mum,

ja nun ist schon fast der 23. auch wieder vorbei.. gestern waren es 4 monate, seit du nicht mehr da bist. und es vergeht kein tag, an dem ich nicht an dich denke und dich nicht vermisse. du fehlst mir so unendlich.
habe heute wieder bisschen was in die kisten gepackt und da habe ich die kochbücher durchgeschaut. bei allem, was du mir an büchern geschenkt hast, hast du vorn eine widmung rein geschrieben. das hat mich heute wieder etwas aus der bahn geworfen. ich werde nie wieder etwas von dir geschenkt bekommen, nie wieder etwas von dir lesen. ich kann es nicht verstehen. ich habe auch noch deinen geldbeutel und dein handy hier. eigentlich brauche ich es ja nicht. aber ist es schon an der zeit, es wegzuwerfen? ich möchte dich nicht aufgeben, nicht aufhören, zu glauben, dass du es doch wieder gebrauchen kannst. es gehört doch dir. ich habe dein testament heute nochmal durchgelesen. du hast es erst im oktober letztes jahr geschrieben. hast du es geahnt, dass du es so schnell gebrauchen kannst?

ich war heute mit benny im kino. bei step up 3. ich hätte ihn so gern mit dir gesehen. als ich letztes jahr gesehen habe, dass er im august rauskommen soll, haben wir uns so gefreut. du wolltest ihn unbedingt mit mir angucken. du hattest schon geplant, nur deswegen mich extra zu besuchen. nun war ich mit benny dort. naja, er ist halt mit hingegangen...er musste ja aber es war nicht so wie mit dir, wo wir über die tollen kerle tratschen und so. den ersten teil fandest du auch schon so gut. der jetzt hätte dir sicherlich auch mega gut gefallen. ich fand ihn richtig gut!! danach waren wir noch kurz beim chinesen und haben uns was zum mitnehmen geholt. beim warten draußen habe ich aufs krankenhaus geguckt. und da kamen wieder alle erinnerungen hoch...du auf der intensivstation, auf der epilepsiestation, auf der normalen station. fix und fertig und am ende deiner letzten tage. und dann das hospiz. wie gern hätte ich auf diese station und erfahrung verzichtet. ich werde nie den geruch im hospiz vergessen. dein elendiger lebenszustand. meine angst, meine trauer, und dein tod, mein verlust, meine einsamkeit.

und trotzdem habe ich immer das gefühl, dass du bei mir bist. ich kann es nicht beschreiben. ich weiß, dass ich nicht mehr mit dir telefonieren kann, aber das ist mittlerweile ok für mich. ich verstehe das. aber ich würde dich einfach so gern mal wieder sehen. manchmal rede ich einfach mit dir, hörst du es? und wenn ich mal wieder irgendetwas entkommen bin, dann danke ich dir immer. denn ich fühle irgendwie, dass du dafür sorgst, dass mir nichts passiert. du weißt, ich war noch nie gläubig und ich werde es wohl auch nie sein. aber ich glaube daran, dass du bei mir bist und auf mich aufpasst.

deine sterbeurkunde erscheint mir so unwirklich. was bedeutet denn tot? wo bist du hin? du fehlst mir so sehr.

ich hatte am donnerstag ein vorstellungsgespräch. naja, es wird wohl schon positiv ausgehen. so habe ich wenigstens mal etwas für den übergang. hoffe ja immer noch, dass ich mal etwas besseres finde. aber irgendwie muss ich ja geld verdienen. will papa nicht weiter auf der tasche liegen. er hat ja selbst nicht viel. aber er würde mir, genau wie du, auch sein letztes hemd geben. und dein erbe will ich ja auch nicht aufbrauchen. dafür hast du es nicht gespart. und sonst bekomme ich ja nichts. und meine miete zahlt sich nun mal nicht von allein. aber ich glaube fest daran, dass du mir noch einen guten job zukommen lässt. bitte. schick mir ein bisschen glück.

beschütze und behüte alle die mir lieb und heilig sind.

und liebe und vermisse dich.
dein trauriges spätzchen..

...jaja ich weiß, ich soll nicht wegen dir traurig sein wegen dir. aber du wärst es doch auch, wenn ich an deiner stelle wäre.
__________________
Über die Zeit lernen wir mit dem Verlust umzugehen,
wir müssen es einfach ertragen,
aber die Einsamkeit und die tiefe Trauer bleiben immer.

meine geliebte Mama
24.03.1964 - 22.05.2012

Diagnose Glioblastom Januar 2012.. 5 Monate.. es ging viel zu schnell
Erinnerung an eine Kämpferin
Mit Zitat antworten