Einzelnen Beitrag anzeigen
  #17  
Alt 15.02.2002, 14:34
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Katja,

es ist manchmal ganz schön schwierig Gefühle in Worte zu fassen und dennoch hilft es, weil sie plötzlich greifbar und ein wenig klarer werden ...

Als mein Vater gestorben ist war ich 22 Jahre alt. Auch ich bin schon mit 19 zu Hause ausgezogen und habe somit recht früh auf eigenen Füßen gestanden. Verantwortung zu übernehmen und für meine Familie da zu sein, war für mich selbstverständlich, bei uns war der Zusammenhalt immer sehr stark und man wußte die anderen immer als stärkende Kraft im Rücken. Das schlimme an der Situation war, daß mir dadurch klar wurde, daß mein Vater schon in einem sehr frühen Stadium seiner Krankheit keine Hoffnung mehr für sich hatte. Vor seinem ersten Krankenhausaufenthalt hat er uns alle so vorbereitet, als würde er nicht mehr wiederkommen. Das tat unglaublich weh! Später kämpfte ich dann ständig gegen mein schlechtes Gewissen. Wenn meine Mutter weinte, was natürlich sehr oft vorkam, fühlte ich mich dafür verantwortlich und irgendwie schuldig. Hätte ich vielleicht mehr für sie da sein müssen?

Ob der Tod meines Vaters meine Familienplanung beeinflußt hat? Hhm, das ist schwierig zu sagen. Mit 22 habe ich sicher noch nicht an Kinder gedacht. Diese Erfahrung hat mein Leben und meine Persönlichkeit aber dennoch sehr geprägt, bestimmt wäre ich mit ihm einen anderen Weg gegangen und wer weiß, vielleicht würde er heute mit seinen Enkelkindern spielen .... Dieser Gedanke versetzt mir schon einen Stich, da ich noch so viele Dinge vorhabe, bei denen ich ihn gerne dabei hätte und von seinen Erfahrungen profitieren könnte. Er war ein wunderbarer Mensch!

Wie geht es Dir jetzt eigentlich? Ich wünsche Dir für den morgigen Tag ganz viel Kraft und alles, alles Gute. Laß den Kopf nicht hängen!

Ich denke an Dich und freue mich schon auf Nachricht von Dir.
Sandra
Mit Zitat antworten