Einzelnen Beitrag anzeigen
  #266  
Alt 07.09.2015, 00:25
Schnupfenhuhn Schnupfenhuhn ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.09.2015
Beiträge: 52
Standard AW: Sprüche die ich nicht mehr hören kann!

Liebe Alle,

vielen Dank für diesen Beitrag, den ich wirklich super finde!

Ich bin neu hier, meine Diagnose und OP sind 7 Monate her und ihr sprecht mir aus der Seele.

Wenige Stunden nach der OP, ich war noch gar nicht richtig wach, kamen schon die ersten großen Weisheiten von noch nie Krankgewesenen auf meinem Handy an, was ich in meinem alten verkorksten Leben falsch gemacht habe, und was ich bei meiner ach so großzügigen 2. Chance alles besser machen soll... Und ich dachte mir nur: "Last mich doch erst einmal wieder gesund werden!"

Ich weiß ganz genau, dass sie es nur gut gemeint haben, weil sie nicht wollten, dass es nochmal passiert. Mich hat diese Kettenreaktion nach der OP trotzdem verletzt. Die gut gemeinten Ratschläge von gesunden Mitmenschen fühlen sich für mich an wie Kritik oder Vorwürfe.

Denken die allen Ernstes, sie seien nur deshalb verschont geblieben, weil sie alles so viel vorbildlicher machen als wir? (Ich habe noch nie geraucht, trinke seit Jahren keinen Alkohol mehr, mache viel Sport und bin täglich an der frischen Luft. Viele meiner krebskranken Freunde auch. So viel dazu!)

Vielleicht wäre es ganz hilfreich gewesen, man hätte sich vor der großen Belehrung informiert. Dann hätte man gewusst, dass es für GIST noch keine Erklärung gibt, weil es so selten ist, dass es nach der heutigen Erkenntnis "per Zufallsgenerator" auftritt, und dass Mittel und Diäten für Darmkrebspatienten nicht bei GIST anschlagen können, weil es etwas anderes ist.

Die Schlimmste von allen hatte ich zuvor jahrelang nie gesehen, sie wollte mir irgendwelche Vitaminpräparate aufschwatzen, die sie rein zufälligerweise selber vertreibt und mir ausreden, dass ich zum Onkologen gehe. Dieser Ratschlag ist lebensgefährlich und sie wusste nicht, was sie tut, weil sie weder Medizinerin ist, noch hatte sie jemals Krebs. Ich würde so jemandem niemals glauben!

Zusätzlich spricht man vor mir über mich und meine Krankheit anstatt mit mir, fragt meine Begleitung, was der Arzt gesagt hat, und nicht mich und meint, man müsse mir die Entscheidung abnehmen, was über meine Krankheit erzählt wird und was nicht.

"Der Tumor war gutartig und ist deswegen nicht schlimm", ist auch so ein Brüller. Ich fand es schon schlimm, fast 2 Jahre ständig beinahe zu verbluten ohne zu wissen, wo die Blutungsquelle steckt. Das Ganze dann auch noch während der Schwangerschaft und später mit dem kleinen Kind.

Ich frage mich nur, wo die alle waren als ich wirklich Rat und Hilfe gebraucht hätte und mit meiner Krankheit alleine dastand ohne Diagnose. Da wussten die ja schließlich auch keine Lösung...

Es tut gut, das auch mal loszuwerden und von euch verstanden zu werden.

Ich finde es toll, dass ihr darüber lachen könnt.

Alles Liebe und Gute für Euch!

Schnupfenhuhn

Geändert von Schnupfenhuhn (07.09.2015 um 00:35 Uhr)
Mit Zitat antworten