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Alt 03.07.2007, 01:11
Shakira Shakira ist offline
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Registriert seit: 02.02.2007
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Standard AW: Mit 30 Jahren alleine

Hallo Kathrin,

wie schön zu lesen, dass auch andere plöztlich Hautprobleme und Pickel haben, die sonst nichts damit zu tun haben - da fühlt man sich nicht so allein damit. Aber du hast recht, es wäre schon sehr komisch, wenn solche Zeiten spurlos an einem vorüber gehen würden.

Ich würde auch nie mehr in meinem Leben einen geliebten Menschen so leiden sehen wollen - mein Mann hat es alles so stoisch und gut ertragen, hat vergleichsweise nur wenig geklagt. Aber der letzte Tag, das war echt der Horror. Ich bin auch froh, dass die Ärzte dann mit den entsprechenden Medikamenten alles tun konnten, um ihm die Quälerei zu ersparen und es ihm dann im Endeffekt auch leichter gemacht haben, zu gehen.

Du sagst, du kannst nun endlich weinen wie ein Schlosshund - gut so. Es scheint, wenn man nach dem Buch geht, als ob du in die 2. Phase kommst, die Phase der aufbrechenden Gefühle, oder?
Bei mir scheint es ähnlich zu sein - ich dachte immer, ich hätte ihn schon so vermisst und es hätte die letzten fast 3 Wochen schon sehr weh getan, aber das war noch gar nichts im Vergleich zu dem, was ich z.B. gestern Abend gefühlt habe und auch heute den ganzen Tag noch - ich hätte laut schreien können, es tut so verdammt weh!!!!!!!!!!!!!!!!!
Gestern Abend habe ich wieder richtige Magenkrämpfe bekommen, der Schmerz kam von ganz tief unten..... fast kommt es mir so vor, als ob ich mehrere Schichten Schutzwände um mich herum aufgebaut hätte (was auch sicherlich der Fall war, sonst hätte ich ja nicht 4 Jahre mit meinem Schatz mit der Krebskrankheit ausgehalten) und der Schmerz, der von anfang an sicherlich da war, wurde durch diese Schichten gedämpft. Eine nach der anderen Schicht scheint langsam anzufangen zu bröckeln, daher wird der Schmerz immer deutlicher fühlbar. So erkläre ich mir das momentan.

Seit gestern ist ein anderes Gefühl vorherrschend als vorher: Jetzt ist es vornehmlich der Schmerz und das tiefe Mitgefühl für meinen Schatz. Er hat so gern gelebt, er hat so gern gefeiert, getanzt, mal mit Freunden so richtig "die Sau rausgelassen", er hat sich gern bewegt, so gern viel Sport gemacht.
Das alles hat der Krebs ihm kaputt gemacht. Der Primärtumor war ja im rechten Oberschenkel, seit 4 Jahren konnte mein Mann keinen richtigen Sport mehr machen, konnte nicht mehr normal laufen, konnte sich nicht mehr so bewegen wie er wollte und er hätte doch so gern !!!! was hat er oft dieses Bein verflucht! Ich habe am samstag auf dem Geburtstag ein paar Jungs beim Feiern zugeschaut, sie waren alle recht gut drauf, fingen irgendwann an, albern herumzutanzen und die Hüften zu schwingen - prompt musste ich anfangen zu heulen, allein dieser Anblick von ein paar Bewegungen, die mein Mann schon so lang nicht mehr machen konnte, obwohl er soo gern da mitgemacht hätte! Einfach sich frei bewegen können, ohne Schmerzen, ohne Einschränkung, ohne sich Gedanken zu machen, wie man sich am besten hinsezt, damit es nicht wehtut, einfach mal ausgelassen sein können - seit 4 Jahren nicht mehr so gut möglich, seit ca. einem 3/4 Jahr überhaupt nicht mehr möglich.... es tut mir einfach so verdammt leid für IHN, er war ein so toller und herzensguter Mensch, er hätte es verdient, gesund zu bleiben!!

Das wirft die Frage nach dem WARUM auf - warum er, warum musste er das erleiden, warum ich?
Aber eigentlich hatte ich schon vor über 3 Jahren aufgehört, diese Frage zu stellen. Es gibt darauf einfach keine Antwort. Es gibt keinen Grund.
Die Warum-frage kann einen in den Wahnsinn treiben, weil man es einfach nicht verstehen kann, aber keine Antwort bekommen wird, von niemandem.
Niemals. Also besser aufhören zu fragen.

Alles Liebe, Kathrin, bis die Tage!
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