AW: Meine Mama ist gegangen...
Hallo Blume,
ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und kann mit dir sehr gut mitfühlen, weil ich letztes Jahr in einer ähnlichen Situation war.
Meine Mutter ist vor einem Jahr mit 53 Jahren gestorben. Sie hatte 5 Jahre lang Krebs gehabt; zuerst in der Brust, dann in der Wirbelsäule und nachher noch im Gehirn.
Mein Vater, meine Schwester und ich waren bei meiner Mutter im Krankenhaus, als sie gestorben ist.
Mein Bruder konnte nicht bei ihr sein, weil er auf Studienfahrt war und meine Mutter auch wollte, dass er mitfährt. Er wäre auch gerne die letzten Stunden bei ihr gewesen. Ich habe versucht, ihn damit zu trösten, dass er auf der Studienfahrt erfahren konnte, auf welche Klassenkameraden er sich verlassen kann und dass diese für ihn da waren. Die ganze Klasse hat ihr Geld für ihn zusammengeschmissen, damit er früher nach Hause fliegen kann.
Und du bist mit deinen Geschwistern nach Hause gegangen, weil sie ins Bett mussten. Ich finde, das ist eine großartige Leistung, wie du dich an dem Abend um sie gekümmert hast und auch jetzt noch kümmerst! Und ich bin mir sicher, deine Mutter hätte auch gewollt, dass du mit deinen Geschwistern nach Hause gehst. Deine Mutter ist bestimmt sehr stolz auf dich!
Ich kenne deine Mutter nicht; bei meiner Mutter war es so, dass sie trotz ihrer Krankheit immer wollte, dass es uns gut geht und z. B. gesagt hat, dass ich nicht vorbeikommen soll, weil ich doch lernen muss.
Mein Vater hat sich Vorwürfe gemacht, dass er am letzten Tag, wo sie fit war und man mit ihr reden konnte, geschäftlich unterwegs war. Er hatte meine Mutter gefragt, ob er dableiben solle, aber sie meinte, es geht ihr gut, er soll fahren. Es ging ihr auch gut, besser als die letzten Tage davor.
Ein Priester hat meinem Vater gesagt, dass manche Personen, die in Kürze sterben, nicht wollen, dass ihre nächsten Angehörigen dabei sind, wenn sie sterben. Vielleicht hat meine Mutter deshalb meinen Vater zur Arbeit geschickt. Ich weiß es nicht.
Vielleicht wollte deine Mutter euch schützen und sie konnte den Zeitpunkt ihres Todes in einer gewissen Zeitspanne selbst bestimmen und hat ihn bewusst gewählt, als sie alleine war.
Ich drück dich ganz fest und hoffe, dass du gute Freundinnen hast, die dich in den Arm nehmen und denen du dich anvertrauen kannst!
Liebe Grüße
Julia
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