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Alt 21.04.2003, 19:20
Gast
 
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Standard Wie kann ich meiner Mutter helfen?

Hallo Kerstin,
Du kennst meine Geschichte. Ich muß also nicht groß erklären. Übrigens ist es bei mir jetzt auch 4 Monate her.
Ich kann Dir nur über meine Gefühle berichten und weiß nicht, ob es Dir hilft. Jeder geht anders mit seiner Trauer um. Ich bin berufstätig und habe meinen Job immer gerne gemacht. Jetzt ist es so, daß ich mich zwingen muß, morgens zur Arbeit zu fahren. Natürlich lenkt mich die Arbeit ab, aber sobald ich Feierabend habe, kommt alles umso geballter. Am liebsten bin ich zu Hause, in meinen vier Wänden und möchte einfach nur alleine sein. Allenfalls kann man mich überreden, mal irgendwo einen Kaffee trinken zu gehen. Ich beschäftige mich schon, sitze nicht nur einfach da, freue mich auch, wenn meine Kinder anrufen oder mal kurz zu mir reinkommen, bin aber genauso froh, wenn das Telefongespräch wieder beendet ist, oder wenn sie wieder gehen.
Daß Deine Mutter nirgendwo hingehen will, kann ich sehr gut verstehen. Gestehe es ihr einfach zu. Ich denke, auch bei mir kommt es irgendwann wieder von ganz alleine. Urlaub oder Kur? Ja, aber dann, wenn sie es auch wirklich will. Alles andere hat keinen Sinn. Sie braucht sehr viel Zeit und Du und Dein Bruder, Ihr braucht noch sehr viel Geduld.
Laß sie ihre Trauer leben, erleben und verarbeiten, so, wie es ihr gut tut. Ich weiß, daß Du nur ihr Bestes willst, aber traue ihr auch zu, ihre Entscheidungen, wie sie ihre Trauer verarbeitet, selbst zu treffen. Ich muß Dir sagen, es nervt mich, wenn ich von verschiedenen Seiten gesagt bekomme, daß ich mich nicht einigeln soll, daß ich rausgehen soll, daß ich doch mal wieder "normal" werden soll. Ich tue es dann mit einem "ja, irgendwann bestimmt" ab und tue das, wozu ich gerade Lust habe.
Du kennst Deine Mutter bestimmt sehr gut, aber was wirklich in ihr vorgeht, sorry, das kannst auch Du nicht nachvollziehen. Ich bemerke manchmal bei Gesprächen mit meinen Kindern, daß sie mich nicht verstehen, nicht nachvollziehen können, was da gerade in mir vorgeht. Das ist aber auch nicht schlimm, solange sie mich akzeptieren und sagen: "Ok, ist Deine Entscheidung". Ich weiß, daß sie jederzeit für mich da sind und das ist ein schönes Gefühl. Ich könnte mir denken, daß es Deiner Mutter genauso geht. Aber, wie gesagt, jeder Mensch ist anders, jeder empfindet anders und jeder geht mit bestimmten Dingen anders um.

Kerstin, ich drück Dich ganz doll

Liebe Grüße
Mucki
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