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Alt 31.01.2007, 09:03
Schlumpfinchen Schlumpfinchen ist offline
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Standard AW: wie verhalten sich Eure partner?

Hallo Stef777,

mein Partner und ich befinden uns in der selben Lage wie Ihr. Meine Schwiegermutter ist nach ziemlich kurzer schwerer Krankheit am 10.08.06 verstorben. Ich kann also die Sicht deines Mannes nachempfinden, und möchte gern versuchen Dir zu erklären, was in uns vorgeht.

Bereits während der Krankheit wurde unsere Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Mein Mann war launisch, bemitleidete sich selbst am meisten und war wütend auf Gott und die Welt. Es ist ja verständlich, denn man fragt sich sicherlich wieso gerade meine Mutter. Aber ich konnte doch für die ganze Situation nichts. Ich war genauso hilflos wie alle. Und doch ließ er oft genug seine schlechte Laune und Wut an mir aus, und bemerkte dies oftmals gar nicht. In den fünf Monaten der Krankheit musste ich durch ihn ziemlich viel einstecken. Er konnte zum Beispiel gar nicht verstehen, wenn ich lachte oder das Bedürfnis hatte auch mal über was anderes zu reden. Sein Gesprächsthema Nummer eins war immer nur die Krankheit „seiner“ Mutter. Das mein Vater zur selben Zeit auch krank war, das interessierte ihn überhaupt nicht. „Der hat doch nix. Soll doch froh sein dass es ihm so gut geht!“ Und damit traf er mich unbewusst. Oft habe ich in der Zeit heimlich geweint und darüber nachgedacht einfach meinen Koffer zu packen und abzuhauen. Aber dann denkt man noch mal darüber nach und sagt sich, dass er es doch sicher nicht so gemeint hat. Er braucht mich doch jetzt. Gerade jetzt!

Aber ich hatte doch auch meine Bedürfnisse und Probleme. Auch wenn sie, seinen gegenüber noch so klein sind. Doch die wurden ignoriert.

Es gab immer häufiger Streit um alltägliche Dinge. Bei uns in der Wohnung blieb alles liegen, denn obwohl wir beide Vollzeit berufstätig sind haben wir nebenbei noch meinen Schwiegervater unterstützt. Jeden Tag nach der Arbeit zur Schwiegermutter. Dort bis spät am Abend rumsitzen, denn meine Schwiegermutter hat schon bald nicht mehr viel mitbekommen. Aber mein Schwiegervater ließ sich gehen und das wurde von allen verstanden. Dafür waren ja wir da. Sie duschen, essen kochen, Betten beziehen und all solche Dinge musste nebenbei noch ich übernehmen. Und das als Schwiegertochter. Die eigene Tochter wurde bei all diesen Dingen entschuldigt. Die muss ja den ganzen Tag arbeiten. Hallo und was mach ich den ganzen Tag? Ach ja, ich ruh mich auf der Arbeit ja nur aus damit ich Abends fit bin.
Und mein Haushalt wurde von meiner Familie aufgefangen. Meine Mutter bügelte wie selbstverständlich meine Wäsche und meine Schwester putzte sogar meine Wohnung komplett durch. Alle unterstützen uns, aber das sah mein Mann nie.

Als es dann zu Ende ging, wurde alles noch schlimmer. Mein Mann setzte sogar seinen Arbeitsplatz aufs Spiel und ich sollte das akzeptieren. Also wieder Streit! Und gar keine Freizeit mehr. Mein Tag bestand nur noch aus Aufstehen, Arbeiten, Schwiegermutter besuchen, Mann trösten und schlafen. Während dieser Zeit war ich nur gestresst und meine Gesundheit spielte verrückt. Aber darauf nahm wieder mal niemand Rücksicht. Aber man soll das ja alles verstehen. Die Schwiegermama ist wichtiger!

Und dann, als sie gestorben war änderte sich nicht wirklich viel. Mein Schwiegervater lässt sich gehen und isst sogar nicht mehr richtig. Und mein Mann macht sich nun Sorgen um ihn und alles fängt von vorne an? Nein, nicht mit mir! Nachdem ich bezüglich der Beerdigung und so alles geregelt hatte, zog ich mich zurück. Ich rede nur noch das nötigste über meine Schwiegermutter und versuche auch nicht immer nur Rücksicht auf meinen Mann zu nehmen. Unsere Leben geht weiter und meiner Schwiegermutter geht es jetzt dort wo sie ist besser. Daran glaub ich fest! Es mag herzlos klingen, aber niemand kann von mir erwarten den Schmerz, den der Verlust seiner Mutter hinterlässt nachvollziehen zu können. Denn meine Mutter lebt noch. Und ich hoffe noch lange!
Ich respektiere es, wenn er jeden Tag auf den Friedhof geht aber er kann dasselbe von mir nicht erwarten. Ich würde es umgekehrt auch nicht. Auch muss sein Vater lernen allein klar zu kommen. Das müssen viele andere Männer auf dieser Welt auch. Und wenn er es allein nicht schafft muss er sich professionelle Hilfe holen. Jetzt leb ich erst mal wieder nur für mich. Sonst für niemanden. Das klingt egoistisch, ist aber reiner Selbsterhaltungstrieb.

Zwei Monate nach ihrem Tod hab ich mich mit meinem Mann zusammengesetzt und all das einfach mal angesprochen. Auch die Verletzungen der letzten Zeit. Wir haben an diesem Abend viel geweint und ich glaube es war gut so. Seitdem geht mein Mann, wenn er über seine Mama sprechen will zu seinem Vater. Und zwar allein. Dann schwelgen sie in Erinnerungen und teilen sich ihren Schmerz. Und zuhause, zuhause geht unser Leben seinen normalen Gang.

Ich hoffe ich konnte Dir ein bisschen vermitteln, wie es vielleicht in deinem Mann aussehen mag. Sei nicht zu streng mit ihm. Setzt euch zusammen und redet miteinander. Glaub mir, dass hilft!

Ich wünsche Euch viel Kraft und hoffe, dass auch Ihr einen Weg findet mit der ganzen Situation fertig zu werden.
__________________
Liebe Grüße
Petra


Du hast gesorgt,
Du hast geschafft,
bis Dir die Krankheit nahm die Kraft.
Wie schmerzlich wars vor Dir zu stehen,
dem Leid so hilflos zuzusehen.
Das Schicksal setzte hart Dir zu,
nun bist Du gegangen zur ewigen Ruh.
Erlöst bist Du von allen Schmerzen,
doch lebst Du weiter in unseren Herzen
(Dieses Gedicht hab ich hier gelesen und fand es so passend!)
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