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Alt 13.11.2007, 20:35
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Bianca,

es stimmt mich traurig, dass es Deiner Mutti plötzlich so schlecht geht. Ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass sie sich von der Krise erholt. Das mit dem Übergeben ist bei meiner Mutti vorbei seitdem sie die Magensonde hat. Dafür hat sie jetzt immer das Gefühl eines Fremdkörpers im Rachen, durch das viele Schlucken hat sie Halsschmerzen und der Mund ist immer trocken. Trotzdem nimmt sie diese Beschwerden gegenüber dem Erbrechen in Kauf. Ist schon traurig, dass sie unter zwei Alternativen die wählen muss, die ihr persönlich am erträglichsten ist.

Das Gespräch mit dem Doktor lief heute sehr gut. Mutti hat im Unterbauch mindestens einen großen Tumor, der sogar von aussen zu ertasten ist. Mehrere kleine Tumore sind auch im Bauchraum zu sehen. Morgen wird das CTG gemacht. Dann werden wir uns wieder zusammen setzen. Ich habe allerdings das Gefühl, dass es mit Muttis Zustand immer mehr bergab geht. Heute morgen habe ich ihr die Nägel gefeilt. Dabei ist sie immer eingeschlafe. Ich habe es auf das schaukeln des Bettes geschoben, weil ich auf der Bettkante gesessen haben. Vati sagte aber vorhin, dass Mutti den ganzen Nachmittag geschlafen hat. Sie sei immer nur kurz wach gewesen und habe dann wieder die Augen zugemacht und geschlafen. Vielleicht fehlt ihr doch die Kraft um eine weitere OP durchzustehen. Ende diesen Monats muss bei ihr auch die Uretaschiene gewechselt werden.

Auch mein Vati nimmt mir viel Kraft. Er ist immer so pessimistisch eingestellt. Jedesmal wenn sich eine Änderung ergibt schaut er mich mit so traurigen Augen an oder sagt "jetzt geht es mit Mutti doch zu Ende". Manchmal möchte ich ihn einfach nur anschreien, dass er mich mit den negativen Gedanken in Ruhe lassen soll. Ich weiss selbst wie es um Mutti steht, das braucht er mir nicht ständig zu sagen. Aber dann denke ich wieder, dass er schließlich seine Frau verliert und damit seinen ganzen Halt. Er hat eben auch Angst und weiß nicht, wie er sie anders ausdrücken soll. Wenn Mutti nicht mehr da ist werde ich noch meinen Mann, unsere Tochter und Enkelin haben. Mein Vater nur noch das Grab meiner Mutti. OK, er hat zwar noch Kinder, Enkel, Urenkel und Freunde. Aber sie sind kein Ersatz für eine Lebensgefährtin mit der er 49 Jahre seines Lebens geteilt hat. Und dann schlucke ich eben alle Wut auf ihn runter und versuch ihm etwas positives zu sagen. Aber meistens bleibt es bei dem Versuch, denn allzu positives fällt mir auch nicht mehr ein.

Jetzt heule ich mir wieder die Augen wund aber es tut gut sich mal wieder den Ballast von der Seele zu schreiben.

Lieber Gott, gib mir die Kraft, für alle da zu sein und mich selbst nicht zu vergessen.

Verheulte Grüsse
Gabi
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