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Alt 04.10.2008, 12:13
mozilla mozilla ist offline
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Registriert seit: 03.10.2008
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Standard AW: Trauer auch nach über 1,5 Jahren

Hallo Chrisi, hallo Nicole,

vielen Dank für Eure lieben Worte. Trotz Eurer eigenen Trauer findet Ihr Zeit und Gefühle in Eurem Herzen, um hier eine Antwort zu schreiben. Dafür bin ich wirklich dankbar!

Eure Zeilen sind mir insofern eine Hilfe, als dass ich das Gefühl habe, mir hat jemand wirklich zugehört. Ich glaube, auch allein schon das Schreiben meiner Geschichte hat etwas geholfen. In der vergangenen Nacht habe ich nämlich einen sehr schönen Traum gehabt, in dem auch meine Mutter vorkam. Ich kann mich nicht mehr an den Traum selbst erinnern, bin aber heute morgen sehr glücklich aufgewacht. Ich denke, die Tatsache, dass ich mich gestern durch das Schreiben hier so auf sie konzentriert habe, hat das ausgelöst.

Chrisi, Du schreibst, ich hätte meine Trauer verdrängt, ich denke das eigentlich nicht. Das "in die Arbeit stürzen" war ja nicht unmittelbar nach dem Tod meiner Mutter, sondern Anfang diesen Jahres, da war sie schon ein Jahr lang tot. Bis dahin habe ich zwar meine Traurigkeit mit mir selbst ausgemacht, aber ich habe schon getrauert. Anfangs war ja auch noch meine Freundin hier, von der ich in dem Text auch schrieb, die für mich da war. Sie ist mittlerweile an einen anderen Posten versetzt worden, wir haben zwar noch Kontakt, aber es ist etwas anderes, am Telefon oder in einer Email sein Leid zu klagen. Meistens möchte man das ja sofort loswerden, wenn es aktuell ist, nicht erst 3 Stunden später, wenn man Zeit hat, dem anderen zu schreiben. Eigentlich dachte ich ja, wie auch im Text schon geschrieben, dass ich die Trauer eigentlich längst verarbeitet hätte. Ich glaube, dieser "Rückfall" wurde durch die vielen Erinnerungen ausgelöst, die mein Kurzurlaub jetzt zurückholte. Und auf einmal war ich wütend, nicht traurig, wirklich wütend, dass ich nun all diese Dinge, die wir früher so gerne zusammen gemacht haben, alleine tun musste und dass sie so überhaupt keinen Spaß machten. Und jetzt gerade, als ich dies hier schreibe, denke ich, dass dies glaube ich eine der Trauerphasen ist, von denen immer gesprochen wird. "Wut". Bislang habe ich mir diese Wut nie erlaubt, denn meine Mutter kann natürlich nicht dafür, dass sie nicht mehr da ist, das sagt mir mein Kopf. Vielleicht will diese Wut aber trotzdem raus und ich muss nun durch diese Phase eben auch noch durch.

Eine Trauergruppe oder Therapeut ist nicht ganz so einfach, wenn man im Ausland lebt. Ich spreche die Sprache hier nicht gut genug, um mich einer solchen Gruppe - falls es das hier überhaupt geben sollte - anzuschließen. Darum führte mich ja auch mein Weg in dieses Forum, was ja auch schon so eine Art Trauergruppe darstellt.

Ich wünsche Euch, dass Ihr die Kraft, die man aus Euren Mails herauslesen kann, nie verliert. Unsere Liebsten werden wir wohl immer vermissen, wir müssen nur lernen, nicht daran zu verzweifeln. Und Ihr habt mir geholfen, einen richtigen Schritt in diese Richtung zu machen. Man weiß natürlich, dass es andere Menschen gibt, denen es ähnlich geht, aber solange man sie nicht sieht, glaubt man, man ist selbst der einzige unglückliche Tropf auf diesem Planeten. Vielen Dank, Euch beiden!


Mozilla
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