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Alt 20.08.2011, 19:34
Loewe62 Loewe62 ist offline
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Standard AW: Diese Angst macht mich noch völlig irre..

Hallo,
ist echt schwer, hier was vernünftiges zu schreiben. Weil, es kann auf den Betroffenen, also auf dich, schnell trivial wirken, also wie blabla.

Ich kann also nur von mir und meinen Gefühlen, Erlebnissen schreiben. Du magst da ganz anders empfinden. Aber ich versuche es mal...

Die Angst hatte ich ganz besonders nach meiner Diagnose, vor allem beim Warten auf die Ergebnisse der Untersuchungen von Leber, Lunge, Knochen. Dann noch mal sehr beim Warten auf den Laborbefund nach der OP.
Dann noch mal sehr, als ich versuchte, etwas über meine ITP herauszubekommen und mir alle rieten, einen Knochenmarksbiopsie machen zu lassen. Die ich aber nicht machen lassen wollte (kann nicht sagen, warum). Aber dann telefonierte ich mit einem Spezialisten bzgl. der ITP und der meinte dann, ich müsste abklären lassen, ob der Krebs schon im Knochenmark wäre. Obwohl mir vorher einige Ärzte erklärt hatten, dass das bei mir sehr unwahrscheinlich wäre, hab ich voll die Panik bekommen. Und mich mit Yoga, positiven Gedanken etc. versucht, abzulenken. Das habe ich dann irgendwie auch geschafft. Die Knochenmarksbiopsie hat dann gezeigt, dass das Knochenmark frei von Krebszellen ist, das hat mich sehr erleichtert.

Wenn du von deinem vermuteten Lipom sprichst, kriege ich grad wieder ein bißchen Angst, da ich zwei solcher Lipome schon seit Jahren habe. Das eine habe ich beim Oberbauchsono mit schallen lassen, die Ärztin meinte, es wäre ein Lipom. Aber wer weiß...

Ich glaube, die Angst kriegen wir mit unserer Krankheit nie mehr ganz los. Jetzt hast du leider eine Metastase, die natürlich die Angst verstärkt. Aber ich sage mir immer, was bringt mir die Angst? Gar nichts außer negativen Gefühlen. Also versuche ich, mich auf positive Gedanken bzgl. meiner Krankheit zu konzentrieren. Mir helfen da u.a. Statistiken, wobei ich mich dabei immer auf der positiven Seite sehe. Wir wissen nie, auf welcher Seite der Statistik wir stehen. Ich dürfte, wenn ich nach den Statistiken gehe, keinen Krebs haben! Und auch wenn in einem Fall die Chancen laut Statistik sehr gering sind, kann man bei dieser kleinen Zahl dabei sein!

Mir haben die Bücher von Simonton, Le Shan und Bernie Siegel sehr geholfen. Alle drehen sich um das Thema Krebs und Psyche und beschreiben, wie viele schwer kranke, oft hoffnungslose Fälle es trotz schlechter Prognose geschafft haben! Das mag für manche banal klingen, aber mir hilft es! Immer auf die positiven Gedanken konzentrieren, weil alles andere bringt ja nichts außer, dass man sich schlecht fühlt! Ich mache auch regelmäßig per CD die Trancen nach Simonton (und andere, z.B. Yoga Nidra). Außerdem hilft mir fast täglicher Sport sehr, mich gut und vital zu fühlen (hab ich vor der Erkrankung nie geschafft!).

Weiterhin hat es mir geholfen, den Krebs nicht als meinen bösen Feind zu sehen, sondern als Helfer. Mein Körper hat diese Zellen selbst produziert. Der natürliche Verlauf, dass das Immunsystem diese Zellen abtötet, war gestört. Ich konnte bisher aus meiner Krankheit viel lernen, sie hat mir sehr deutlich gemacht, was in meinem Leben schief lief! Im privaten wie im beruflichen Umfeld. Daher habe ich mich sofort für längere Zeit krank schreiben lassen, für mich war es ganz wichtig, nicht zu arbeiten. Die Seele baumeln lassen. Und ich bin trotz Krankheit, Brust-OP, Chemo, Bestrahlung, ITP besser drauf als vorher. Das klingt jetzt komisch, ist aber so...

Aber ich kann dich in deiner Angst gut verstehen. Vielleicht brauchst du einfach ein bisschen Trost. Und dass man dir Mut macht. Du bist noch viel jünger als ich und hast schon diese Krankheit. Aber du klingst sehr stark, so wie du schreibst.
Du musst dir nicht in den Hintern treten. Aber vielleicht musst du dich mal ordentlich ausweinen. Und dich dann wieder auf positive Gedanken konzentrieren...
Mein früherer Chef sagte immer "Alles wird gut". Das habe ich ein bisschen zu meinem Motto gemacht. Und viele ältere Menschen, mit denen ich gesprochen habe, haben mir berichtet, dass sie nach einer schweren Lebenskrise hinterher besser da standen als vorher. Bei mir wird es wohl auch so sein...
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