Hallo Birgit,
du schreibst von Stille. Du schreibst vom Alleinsein am Abend und in der Nacht. Dass du Ruhe suchst und wenn du sie hast, dann kannst du nicht schlafen. Das und vieles mehr habe auch ich erlebt. Erlebe es immer noch. Manchmal, lange nicht mehr wie früher und oft auch ganz anders.
Stille, Alleinsein. Warum kommst du damit (noch) nicht zurecht? Weil Stille, diese spezielle Stille, die nur ein Trauernder kennt, sehr laut ist. Es gibt nichts, was sie dann, wenn sie da ist, übertönen kann. Keine Geräusche von aussen, jedoch jede Menge von innen brechen dann auf. Es sind deine Seele und dein Herz, welche vor Schmerz schreien, brüllen, toben. Sie haben jetzt nur einen Wunsch: zurück! Zu lernen und zu akzeptieren, dass das nicht geht ist sehr schwer.
Stille, Alleinsein und Ruhe bedeuten auch: Zeit für Erinnerung zu haben. An schlechte Tage, an gute Tage. Erinnerung in Dankbarkeit und Demut. Letzteres ein uraltes Wort. Kaum noch benutzt und total verkannt. Erinnerung an glückliche Tage, die du mit deinem Mann verbringen durftest. Stille bedeutet auch: Zeit haben für Nähe. Niemand stört dich, wenn du deinem Mann nahe sein willst. Nicht mehr so wie früher. Auf eine ganz andere, neue Weise, die wir nie ganz verstehen werden.
Ich weiss, das ist schwer zu verstehen. Musst du auch jetzt nicht sofort. Lass dir Zeit: du hast sie!
Hallo Karolinchen,
du hast recht, wenn du schreibst: hier darf man, keiner macht blöde Bemerkungen. Weil wir alle sehr wohl wissen, wie dieser Schmerz sich anfühlt. Auch, wenn es schon ein wenig her ist. Denn ganz vergehen wird er nicht. Er hält die Erinnerung wach und holt uns zurück ins Leben. In das, was Leben wirklich ist: manchmal schrecklich und meistens doch schön.
Alles Liebe
Helmut