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Alt 08.03.2006, 08:25
Maruschka Maruschka ist offline
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Standard AW: hirnmetastasen, wer hat erfahrung????

Liebe Iris,

schön, dass es deinem Vater zu Hause erst mal viel besser geht. Bei uns war es auch so. Nach der Bestrahlung kam mein Vater wieder nach Hause und es ging ihm ganz gut. Ich denke aber auch, dass das am Cortison lag. Solche schlimmen Unruhezustände, wie du sie bei deinem Vater beschreibst (im Krankenhaus anschnallen usw.) hatte mein Vater aber nicht. Man kann ja auch nicht erwarten, dass der Verlauf bei jedem der gleiche ist. Die Verwirrtheit kam bei meinem Vater so allmählich, aber er war nie so verwirrt, dass er niemanden mehr erkannt hat oder irgendwelche "Dummheiten" gemacht hätte. Manchmal hat er sich falsch angezogen (Schlüpfer über den Kopf gezogen u. ä.). Wir haben gemerkt, dass ihm das dann unangenehm war, weil er sich dann nicht allein aus der Situation befreien konnte und wir ihm helfen mussten. Wir haben das dann einfach überspielt und so getan, als müsste das alles so sein. Es ist schon schwer, diesen "Verfall" eines geliebten Menschen mit ansehen zu müssen, aber irgendwie schafft man das.
Was du über deine Mutter schreibst, haben meine Geschwister und ich ähnlich erlebt. Ich habe noch eine Schwester und einen Bruder (beide älter als ich). Meine Mutter konnte auch nie so richtig ihre Gefühle zeigen. Sie hat zwar alles für uns getan und gemacht, aber die Liebe hat irgendwie gefehlt. Meine Eltern waren geschieden. Meine Mutter wohnte bei meiner Schwester im Haus (eigene Wohnung natürlich) und mein Vater hat sich dann bei uns im Dorf eine Wohnung genommen. Meine Mutter ist während ihrer Krankheit auch immer aggressiver geworden. Diesen geistigen Verfall finde ich so schlimm. Wir konnten ja nicht mehr mit ihr reden, weil sie nicht mehr sprechen konnte. Sie hat einfach die ganzen Wörter vergessen. Meiner Schwester fiel es auch oft schwer, liebevoll mit meiner Mutter umzugehen, obwohl es ihr auch sehr leid tat.
Jetzt rede ich die ganze Zeit von mir, dabei wollte ich dich aufmuntern und dich nicht noch mit meinem Kram belasten. Ich habe in deinen Beiträgen gelesen, dass du zwischenzeitlich unsicher warst, dass keine Bestrahlung mehr bei deinem Vater gemacht wird. Ich finde, es ist die richtige Entscheidung. Der Körper wird durch die Bestrahlungen nur noch mehr belastet und ich denke es geht jetzt darum, palliativ für deinen Vater das Beste zu tun, so dass er so lange wie möglich noch eine relativ gute Lebensqqualität hat. Das Cortison ist hier eigentlich das Mittel der Wahl. Ich wünsche euch, dass es deinem Vater noch lange so gut geht. Ich schicke dir ein ganz dickes Kraftpaket. Bleib weiter so stark!!!

Liebe Grüße
Maruschka
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