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Alt 11.02.2002, 12:57
Gast
 
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Standard Literatur die hilft!

Hallo Ihr Lieben,

ich habe viele Bücher über Krebserkrankungen und den Tod gelesen, von Erfahrungsberichten bis hin zu Sachbüchern. Auch "Der lange Abschied" gehörte dazu und ich fand dieses Buch furchtbar.

Ich verstehe nicht, dass Dir dieses Buch neuen Lebensmut vermittelt hat, Hotte und bin völlig erstaunt, wie unterschiedlich man Dinge empfinden und wahrnehmen kann.

Ich fand diese Sprachlosigkeit, die bei den Köllners herrschte, beim Lesen einfach nur deprimierend.

Ich kenne die Köllners nicht, aber mir ging es eher wie Jay. Ich bin zum Teil so wütend auf diese Maria gewesen, dass ich ein paar Mal kurz davor war, das Buch aus der Hand zu legen und nicht zu Ende zu lesen.

Ich habe beim Lesen ausschließlich mit Klaus sympathisiert und mich gefragt, welche emotionalen Verletzungen die Eheleute sich vor der Erkrankung zugefügt haben, dass Klaus so verbittert war und - glaubt man den Ausführungen von Maria - so unfähig Gefühle zuzulassen.

Ich empfand ähnlich wie Jay, diese Frau als selbstmitleidig und egozentrisch und weder bereit noch in der Lage über ihren Schatten zu springen und das Schweigen zu brechen. Anstatt ihre eigenen Gefühle mal zurückzustellen und sich vorsichtig und einfühlsam ihrem erkrankten Mann zuzuwenden, hat sie ihn angeschrien, dass er doch bitte mal darüber nachdenken soll, wie es ihr mit der Erkrankung ginge.

An Klaus Stelle hätte ich mich wahrscheinlich auch in mein Schneckenhaus verkrochen, wenn jemand so unsensibel mit mir umgegangen wäre. Anstatt einfach bei ihm zu bleiben, ihm den Rücken zu stärken, wollte Maria auch immer noch ne etra Einladung und eine Bitte hören.

Klar gehören immer zwei dazu, wenn in einer Beziehung etwas so schief läuft, wie bei den Köllners. Aber Klaus war lebensbedrohlich erkrankt und Maria zu stolz und nicht in der Lage, den ersten Schritt zu machen. Mein Mitleid und Verständnis gelten Klaus und nicht Maria.

Auch konnte ich den Vorwurf von Klaus verstehen, dass Maria ihm Johanna vorenthält. Dass einem achtjährigen Mädchen die Veränderung und der Verfall des Vaters Angst macht und es lieber nicht ins Krankenhaus gehen möchte, finde ich nur allzu verständlich. Umso mehr wäre eine einfühlsame Mutter gefordert gewesen, die zwischen Vater und Tochter vermittelt.

Als Außenstehende sollten wir wohl nicht verurteilen oder richten. Ich kenne die "echten" Köllners nicht, aber als "Romanfigur" hat mir Maria alles andere als gefallen und Lebensmut hat dieses Buch mir gar nicht vermittelt.

Viele Grüße, Josefine
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