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Alt 25.05.2017, 23:43
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Es hört nie auf :(

Liebe Sonne26,

Zitat:
Wie kann das sein??? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Es handelt sich ja dann um eine neuerkrankung und kein rezediv?! Meine Mama will keine Behandlung mehr. Auf der einen Seite versteh ich das, aber ich weiss nicht wie ich damit klar kommen soll.. ich bin am Boden zerstört...
Naja, die Welt versteht sowieso niemand mehr.

Was Krebserkrankungen anbelangt, dürften diese so ziemlich das Tückischste sein, was das ganze Arsenal an Krankheiten uns Menschen zu "bieten" vermag.
Besser gesagt, allen Lebewesen auf dieser Erde; denn Krebs kann bei allen Lebewesen auftreten.

Das ganze Behandlungs-Dilemma bei Krebs ist einerseits darin zu sehen, daß meistens die exakten Ursachen für ihn genau so unbekannt sind, wie andererseits die Erfolgs-Wahrscheinlichkeit einer Behandlung.

Glücklicherweise sind zwar Unmengen an statistischen Daten vorhanden, auf die unsere Ärzte "zurückgreifen" können, um eine "angemessene" Behandlung vornehmen zu können.

Im Endeffekt ist es aber m.E. reiner Dusel, einen Krebs überleben zu können.
Weil nämlich kein Mensch auf der ganzen Welt definitiv sagen kann, was genau in einem behandelten menschlichen (krebsigen) Körper geschieht.

Krebsig klammerte ich ganz bewußt.
Weil auch kein Mensch sagen kann, was in einem Körper geschieht, der (vorher) noch nicht von einem Krebs befallen war.

Ein qualitativer Unterschied zwischen (vorher krebsig) und noch nie krebsig befallen existiert aus meiner Sicht aus dominant zwei Gründen nicht:
1) jederzeit kann ein Krebs durch Kopierfehler bei der Zellen-Duplizierung entstehen, welche die Grundvoraussetzung dafür ist, daß Lebewesen überhaupt weiterhin leben können.
Solche Kopierfehler sind rein zufällig.
Die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht sich jedoch mit zunehmendem Alter.

Leider wird diese Wahrscheinlichkeit 1 : 1 auf die "altersbedingte" Krebs-Wahrscheinlichkeit übertragen.
Was aus meiner Sicht aber nicht ganz korrekt ist.
Denn wenn dem so wäre, müßten so ziemlich alle alte Lebewesen zwangsläufig an Krebs erkranken.
Früher oder später.
Was jedoch nicht der Fall ist.

2) ist etwas schwieriger, weil es sowohl mit 1) zusammenhangt, als auch das wieder relativiert.
Das hängt mit unserem Immunsystem zusammen.
Weil ein intaktes Immunsystem bis zu einem gewissen Grad Kopierfehler kompensieren/reparieren kann.
Falsch kopierte Zellen werden als "Fremdkörper" erkannt und vernichtet.
Wird das Immunsystem "überfordert", bricht es regelrecht zusammen.
Und kann seine "Filter-Aufgabe" nicht mehr erfüllen.
Was i.d.R. Lymphdrüsenkrebs nach sich zieht.
Aus meiner Sicht die "angenehmste" Art von Krebs - sofern man davon überhaupt sprechen kann.

Kurzum:
Weder ein intaktes (noch nie mit einem Krebs konfrontiertes), noch ein durch eine Krebs-Behandlungs-Therapie "restauriertes" Immunsystem ist in der Lage,
"getarnte" Krebs-Zellen erkennen und diese auch vernichten zu können.

Und genau das ist das Tückische bei (getarnten) Krebs-Zellen:
Sie können sowohl bei (bisher) völlig Gesunden, als auch schon mal Ex-Krebskranken im Körper "umherschwirren".
Sich irgendwo "einnisten" und Wer-Weiß-Schon-Wann sich dort fressend vermehren.

Das sind "schlummernde" Krebs-Zellen.
Weder von unserem Immunsystem, noch von gängigen Kontroll-Instrumenten "erfaßbar".
Das müssen wir (derzeit) akzeptieren.
Und damit auch "leben können".


Zitat:
Meine Mama will keine Behandlung mehr.
Bitte Deine Mutter darum, daß sie Dir eine Vollmacht gibt, mit den Ärzten evtl. Behandlungsmöglichkeiten und ihren Status quo besprechen zu können.

Es geht dabei nicht darum, irgendetwas "verheimlichen" zu wollen.
Sondern viel mehr darum, daß ein Krebs-Betroffener bisweilen etwas nicht so ganz versteht, wie es gemeint ist.
Das Vertrauensverhältnis zwischen Dir und Deiner Mutter ist ein prinzipiell ganz anderes als das zwischen ihr und ihren Ärzten.

Du wirst dabei - was unbequem ist - auch Verantwortung übernehmen müssen.
Tu es aber dennoch!
Denn schließlich willst Du Deiner Mutter ja raten können, das Richtige zu tun.
Oder nicht?

Akzeptier dabei uneingeschränkt das, was sie zu tun gedenkt!
Gemeinsam könnt Ihr das vielleicht besser abwägen.
Aber letztlich hat nur Deine Mutter darüber zu entscheiden.

Und damit hast Du dann auch klarzukommen.

Du "am Boden zerstört"??
Kommt mir irgendwie komisch vor.
Frag mal Deine Mutter ob sie am Boden zerstört ist.
Vielleicht wirst Du Dich über ihre Antwort wundern.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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