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Alt 30.01.2007, 08:13
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AndreaS AndreaS ist offline
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Registriert seit: 09.02.2005
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Standard AW: Die Einsamkeit

Hallo Ieggers22,

ich kann verstehen, was in dir vorgeht. Hätte es einen Grund, ja, wir könnten tatsächlich besser mit dem Erlebten umgehen. Ich persönlich glaube auch, dass wir auf der Welt sind, um etwas zu lernen. Habe auch in diversen Büchern gelesen, klar, wer versucht nicht eine Antwort zu finden, und der Gedanke, dass unsere Lieben, die gehen mussten, bereits ihre Aufgabe erfüllt hatten, sie bereits wussten, worum es auf dieser Welt geht. Ja der Gedanke tröstet.

Die Kehrseite nun:

Ich musste mit 5 Jahren bereits schmerzlich erfahren, wie der Tod das Leben einer bis dato glücklichen Familie zerstört. Habe meinen Bruder durch einen Verkehrsunfall verloren, meine Bezugsperson, der wichtigste Mensch in meinem jungen Leben. Ich musste lernen, damit zu leben, weiß nicht, ob es mir jemals wirklich geglückt ist.

Aus dieser Erfahrung heraus war mit mehr als bewusst, wie vergänglich alles sein kann. Diese Lektion, wie gesagt bereits mit 5 Jahren gelernt, hat mich geprägt.

Das Leben mit meinem Mann und meinen Kindern war von Liebe geprägt. Ich bin keinen Tag aufgewacht, ohne mich bei wem auch immer, für das große Glück zu bedanken. Was bitte, sollte ich aus der Krankheit meines Mannes noch mehr lernen? Ich habe ihn bedingungslos geliebt, er uns. Was bitte musste meine Tochter lernen, die gemeinsam mit mir seinen Tod miterlebte, mit 17 Jahren, in einem Alter, in dem Unbeschwertheit und Lebensfreude vorherrschen sollte. Was war ihre Lektion? Und die anderen unserer Kinder, der Kleine, gerade einmal 11 Jahre, eine von 15 und ein "Erwachsener", der an seinem 20. Geburtstag seinen Vater vom Tod gezeichnet im Bett liegen sah. Sie mussten nichts lernen, wir haben diese Liebe, Umsicht und Dankbarkeit schon immer gelebt.

Ist es meine Aufgabe, meinen jetzigen Partner glücklich zu machen? Vielleicht ist es das... ABER: er hätte auch jemand anderen treffen können, der diese "Aufgabe" übernimmt. Musste dafür tatsächlich mein Mann, (der Vater meiner Kinder) und sein Sohn (und Bruder seines älteren Sohnes) sterben?

Ich weiß, wie verzweifelt man nach Gründen sucht, nach Sichtweisen, die es wieder möglich machen, zu atmen.

Aber ich weiß nicht, warum die, die gehen müssen, um uns was zu erklären, noch diesen körperlichen und seelischen Leidensweg erdulden sollen müssten.

LG
Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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