Liebe Dani,
ich nehme dich auch ganz fest in die Arme und hoffe das Dein Bruder Dir ein wenig Halt geben kann. Es ist so schlimm das man zusätzlich zu diesem ohnmächtigen Gefühl der Trauer, die man noch gar nicht richtig erfassen und begreifen kann auch gleich an solche Aktivitäten wie Wohnungsauflösung denken muss. Alles so unerbittlich, gnadenlos und man weiß nicht wie man damit fertig werden kann. Ich kann es bis heute noch nicht und knalle den Kleiderschrank mit Peters Sachen immer gleich wieder zu, denke morgen vielleicht, nur bis jetzt schaffe ich es noch nicht. Ich wünsche Dir so sehr das Du auch diese schwere Aufgabe bewältigen kannst, zusammen mit Deinem Bruder, das Ihr beide dabei auch an die schöne Zeit denken könnt, auch wenn das sehr, sehr schwer sein wird.
Bin in Gedanken oft bei Dir in meiner Heimatstadt Berlin
Bleib tapfer liebe Dani
liebe Grüße
Lissi
Liebe Sarah,
Du bist auch so ein kleiner Sonnenstrahl der immer dann durch die dunkelste Dunkelheit aufleuchtet wenn man meint es wird nie wieder hell. Ich danke auch Dir für Deine lieben Gedanken. Denke auch oft an Dich und habe dabei immer das Bild einer lesenden Frau vor mir. Hoffe sehr das es Dir gut geht, Dich der Alltag ein wenig ablenkt von trüben Gedanken und schicke auch Dir ganz liebe Wünsche und Grüße
Lissi
Mein liebes Blümchen,
ich weiß es ist nicht leicht mit mir, da reden wir kurz vorher am Telefon und nix wirklich sagt die Lissi über ihre Gefühle. Peter würde jetzt zu Dir sagen: Blümchen mach Dir nichts draus so isse nun mal, sie will ja aber sie kann nicht richtig, wird aber mit der Zeit bestimmt besser. Und wie fast immer hätte er damit recht, ich will schon nur ... ach Du verstehst bestimmt auch so, oder???
Und glaub mal nicht das Du mich nicht "erreichst" nur mein senden ist noch nicht so wie es eigentlich sein könnte, sollte. Lass uns bitte weiter "am Ball" bleiben, denn Du ahnst vielleicht nicht wie viel es mir bedeutet.
Sei ganz lieb umärmelt
Deine Lissi
Liebe Erika,
ich widerspreche Dir ja eigentlich ganz ungerne aber nee so kann ich das nicht stehen lassen " kann Dir doch nicht helfen" natürlich hilfst Du mir und wie!!! Ich wüsste wirklich nicht wo ich heute stehen würde, wie schlimmer alles noch wäre ohne Dich und ohne Euch alle hier. Nein liebe Erika, ohne Eure Gemeinschaft wäre ich schon längst am Ende. Ihr habt mich hier aufgenommen und aufgefangen als ich nach Hilfe suchte für meinen Göga, Ihr habt mich durch all diese schweren Stunden getragen, durch Euch hatte ich jeden Tag wieder die Kraft für Peter eine Stütze zu sein. Durch Euch hatte auch Peter immer wieder neue Zuversicht, das werde ich nie vergessen und ich bin unendlich froh und glücklich Dich und die anderen persönlich kennengelernt zuhaben, freue mich so sehr auf unser Wiedersehen. Nee, liebe Erika Du musst nicht traurig sein, Du und ihr alle tragt mich immer noch über so manche schwere, schlimme Stunde. Ich danke Dir dafür und wünsche mir von Herzen das es Dir trotz der Sorgen um Deine Schwester gesundheitlich gut geht und umarme Dich ganz lieb. Grüße und knuddle Deine Fellnasen auch ganz lieb von mir.
Deine Lissi
Liebe Thessa,
wenn ich Dich lese regt sich bei mir so oft ein schlechtes Gewissen. Lese immer bei Dir und möchte Dir so gerne was schreiben und habe dann doch nicht die Kraft dazu. Ich drücke für Do. den 22. ganz dolle die Daumen und hoffe das die Bestrahlung ein voller Erfolg wird. Das Deine Mama so einen ausgezeichneten Appetit hat ist doch schon mal sehr gut. Liebe Thessa das mit dem destruktiven googeln kenne ich auch, habe ich bis zum
gemacht, bringt nicht wirklich was, macht einem nur verrückt. Ich habe irgendwann nur ganz strikt nach dem jeweiligen Befund gegoogelt, ausgedruckt und nix wie raus. Ach eigentlich möchte ich Dir nur sagen liebe Thessa, Du bist eine tolle Tochter, deine Mama ist bestimmt ganz mächtig stolz auf Dich.
Ich hoffe mit Dir.
Weißt Du das mit Peter und mir war irgendwie viel mehr als eine harmonische Ehe und selbst in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir vorher nie eine solche innige Beziehung ausmalen können. Wir waren ja beide in zweiter Ehe verheiratet und es war nicht nur eine Ehe sondern eine sehr tiefe Seelenverwandtschaft die uns verband. Meine Kindheit und Jugend war nicht gerade das was man als berauschend bezeichnen würde, war nach dem Tod meines Bruders sehr einsam und habe jung geheiratet, sozusagen eine Flucht die sehr gründlich misslang. Peter hatte es am Anfang sehr schwer mit mir und er hatte soviel Geduld mit mir. Irgendwann hat er mal gesagt ich wäre eine unwahrscheinliche harte Nuss, aber hinter der harten Schale käme ein Engel zum Vorschein, sein Engel eben. Ich hab mich immer und zu jeder Zeit bedingungslos auf ihn verlassen können. Als meine Mutti 1983 starb war ich gerade 33 Jahre alt, es war eine harte Zeit und zum Glück hatte ich ihn an meiner Seite, ich glaube nicht das ich es sonst gepackt hätte. 1989 erhielt ich selber diese schxxx Krebsdiagnose, an meiner Seite kämpfte mein geliebter Peter wie ein Löwe, über Nacht wurden seine Haare und sein Bart ganz grau aber er stand da wie ein Fels in der Brandung. 1992 die letzte OP und Chemo, wir hatten es gemeinsam geschafft, wollten endlich unbeschwert Leben und wieder ereilte uns ein schwerer Schlag, 1993 starb meine Tochter, an meinem Geburtstag( ich hab ihn seit dem nie wieder gefeiert), drei Wochen vor ihrem 25. Geburtstag. Trotz Peters Liebe versank ich ganz tief in ein bodenloses Loch und er kämpfte wieder wie ein Löwe um mich daraus zuholen. Im Frühherbst 1996 war es dann an mir für uns zukämpfen, Peter verlor fast seine ganze Sehkraft durch einen Glaukomanfall, etliche schwere OPs folgten und er musste seinen geliebten Beruf aufgeben aber auch diese schlimme Zeit schafften wir gemeinsam. Ich weiß das liest sich wie ein Horrorszenario aber trotzdem wir oft gemeinsam am Boden lagen haben wir uns genauso oft gemeinsam hoch geholt und sehr viele glückliche Stunden verbracht. Nicht das Du denkst es war bei uns immer eitler Sonnenschein, nee gestritten wurde auch das eine oder andere mal, obwohl das ging mit Peter eigentlich nicht so richtig, habe ich ihn auch mal irgendwann an den Kopf geworfen das man sich mit ihm nicht mal richtig streiten kann, weil er immer so ruhig und sachlich blieb, schrecklich wenn man selbst auf 180 ist. Aber er ließ es nie zu das wir im bösen schlafen gingen und sagte dann immer: gute Nacht Engel, gib mir einen Kuss und lass uns das Kriegsbeil bis morgen begraben, naja und meistens war ich dann am nächsten morgen von meinen 180 runter und wir konnten unsere Meinungen wieder normal austauschen.
Ich habe seit vielen Jahren gewusst was für einen besondern Menschen ich da an meiner Seite habe und bin dem Schicksal für diese Zeit mit ihm unendlich dankbar, auch wenn mich der Schmerz darüber das er nicht mehr hier ist manchmal fast umbringt, auch wenn ich jetzt nicht wirklich weiß wie ich dieses Leben ohne meinen geliebten Peter weiter leben kann. Aber ich werde leben, irgendwie, denn mit mir lebt auch er weiter, lebt unsere Liebe und Verbundenheit, unsere Seelenverwandtschaft weiter.
LG Lissi