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Alt 30.03.2012, 03:57
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Tod und Schuld

Hallo Barbara,

zunächst mein Mitgefühl zum Tod deines Vaters.

Schuldgefühle ..... Das Wort passt nicht so ganz. Man empfindet es ja nicht nur als eine gefühlte Schuld. Eine gefühlte Schuld würde ja abwiegeln und verdrängen in dem Sinne: es ist ja keine wirkliche Schuld, ich fühle es ja nur als solche. Im Gegenteil. Man weist sich ganz konkrete Schuld vor. Wenn keine offensichtliche greifbar ist, dann sucht man sich welche. Meist wird man dann auch fündig. Ob eingebildet oder nicht. Meist ist es eingebildet.

'An etwas schuld sein' heißt doch, man hat etwas getan, was Auswirkungen auf das eigene und das Leben eines anderen Menschen hat. Man kann sagen: "Ich bin schuld, dass es dem Anderen schlecht geht". Im Gegensatz dazu jedoch auch: "Ich bin schuld, dass es dem Anderen gut geht". 'An etwas schuld sein' heißt also, für das eigene Tun die Verantwortung zu tragen. Sei das Tun nun gut oder schlecht. Das mal so dahin gestellt.

2 Jahre hab ich meine Frau begleitet, war immer für sie da, hab Entscheidungen getroffen, wo nötig. Hab mit gelitten, mit gekämpft. Was hätte ich mir vorwerfen sollen? So weit, so gut. Was passiert? Ich tue genau das gleiche wie du. Ich fragte mich: "Wo hab ich falsch gehandelt? Was hätte ich anders machen müssen? Wo hab ich versagt? Wo hab ich etwas nicht getan, obwohl nötig? Für welche Schuld trage ich die Verantwortung?" Ich habe meine Antwort gefunden. Hat schmerzlich lange gedauert. Welche, das tut nichts zur Sache.

OK, was solltest du nun für dich tun? Nachdenken. Ohne Panik. Und ja, natürlich auch Gründe suchen, warum es für dich richtig war, genau so zu handeln. Das Leben deines Vaters hättest du nicht verlängern können und bei seinem Sterben warst du bei ihm, wie ich gelesen habe. Du bist jung, hast keine Erfahrung, die Situation hat dich verständlicherweise überfordert.

Ich fälle kein Urteil. Das liegt mir absolut fern. Das Urteil zu fällen liegt allein in deiner Hand. Gehe gerecht, jedoch auch gnädig mit dir um. Vielleicht auch anderen zu hören, jedoch das Gehörte überdenken, richten. Sondiere genau, wer was zu sagen hat und wer nicht.

Als Letztes. Ganz wichtig. Egal, ob etwas richtig für dich war oder falsch: ziehe deine Lehre daraus und handele in Zukunft entsprechend. Dann wird dein Vater sehr zufrieden mit dir sein.


Alles Liebe,

Helmut
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