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Alt 09.09.2001, 14:27
Gast
 
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Standard Pankreaskarzinom

Im Mai 2000 ging mein Vater aufgrund akuter Bauchbeschwerden und einer schmerzfreien Gelbsucht zum Hausarzt. Zur Ursachenklärung wurde eine CT angeordnet. Der durchführende Arzt schickte ihn als kerngesunden Mann nach Hause. Wenige Tage später traten erneut starke Bauchbeschwerden auf. Er wurde in eine Spezialklinik überwiesen und eine OP der Bauchspeicheldrüse angeordnet. Im anschließenden Gespräch mit dem Professor wurde uns (meiner Mutter und uns Kindern) mitgeteilt, daß der Tumor inoperabel sei und bereits Metastasen auf der Aorta seien. Wir wußten direkt, daß diese Diagnose meinem Vater den Lebenswillen nehmen würde. So entschlossen wir uns aufgrund der Ausweglosigkeit meinem Vater einen Teil der Wahrheit vorzuenthalten. Wir erklärten ihm, daß ein verkapselter Tumor festgestellt worden sei und eine Chemo gemacht werden müßte, um eine Ausbreitung zu verhindern. In einem zweiten Gespräch wurden wir über den Verlauf der Krankheit sowie die max Lebenserwartung von 1 1/2 Jahren informiert.Er erholte sich sehr schnell von der OP, kam nach Hause und begann die Chemo. Die Nebenwirkungen überstiegen bereits früh die erhoffte Verlängerung. Eines Tages weigerte er sich die Therapie fortzuführen. Wir widersprachen nicht. Von diesem Tag an lebte er sein normales Leben. Er konnte arbeiten und lebte fast ohne Einschränkung. Hausarzt und Onkologe taten alles, um seinen und unseren Wünschen gerecht zu werden. Am 24.08.2001 verstarb mein Vater, weil der Tumor über den Darm abgeflossen ist. Leider war es uns nicht möglich, ihm einen Tod zu Hause zu ermöglichen, doch an der Tatsache, daß er zwei Tage vor seinem Tod noch normal arbeitete ist erkennbar wieviel Lebensqualität ihm durch die Ablehnung der Therapie erhalten geblieben ist. Die letzten zwei Tage im Kankenhaus waren dann auch eine ganz besondere Erfahrung. Die Ärzte reagierten mit Verständnis auf unseren Wunsch keine unnötigen Untersuchungen anzuordnen und meinem Vater Kenntnis über die Schwere seiner Erkrankung zu geben. Sie ermöglichten es ihm, friedlich einzuschlafen. Sicher hat er geahnt, wie krank er war, aber so blieb es ihm erspart, Blöße zu zeigen- das hätte er nicht gekonnt. Für uns, die Hinterbliebenen ist es aber nun doppelt schwer die Trauer zu verarbeiten, da wir nie über das "was wäre wenn" gesprochen haben.
Ich interessiere mich sehr dafür, wie andere mit der Diagnose umgehen und wie der Verlauf der Krabkheit war
poppelappelisa@aol.com
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