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Alt 04.04.2019, 07:39
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Standard AW: Meine kleine Schwester

Genau so ging es mir auch. Als mein Daddy den Kampf verloren hat, fing mein Leben langsam an "ruhiger" zu werden. Das klingt hart, aber die 1,2 Jahre waren der Horror. Für meinen Daddy natürlich, aber auch für uns alle. Jeden Morgen hatte ich Herzrasen als ich auf meinen Handy eine Nachricht meiner Mutter drauf hatte. Jeden Tag habe ich meine Arbeit nicht konzentriert genug machen können. Ich wohne im Nachbarort meiner Eltern und bin Krankenschwester. Na klar war ich da der erste Ansprechpartner. Aber ich habe auch 2 kleine Kinder und war voll berufstätig. Ich weiß nicht wie mein Mann diese Zeit mit mir ausgehalten hat, auf jeden Fall war es grausam. Und ich kann mir sehr gut vorstellen wie es dir ging. Ich denke auch du hast die größte Last getragen wenn ihr keine Eltern mehr habt.?

Hat deine Schwester dir nur so einen Brief geschrieben oder schon mit dem Wissen das sie bald nicht mehr da sein wird? Eine schöne Erinnerung finde ich aber. Ich höre mir täglich die letzten Sprachnachrichten meines Daddys an. Wir hatten eine sehr enge Bindung. Ich war die 1,2 Jahre so sauer auf den Krebs. Habe das ganze Internet durchforstet, aber ich konnte ihn nicht retten. Wir haben alles probiert. Erst jetzt habe ich begriffen das es so sein sollte, das man Krebs akzeptieren muss. Und ich habe gelernt zu leben. Gott sei Dank sind die guten Erinnerung an Daddy an der Überzahl. Nur selten sehe ich die traurigen Bilder der letzen 1,2 Jahre. Aber auch die kommen immer wieder. Ich hoffe sie werden mit der Zeit weniger....
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Mein Daddy
* 04.08.1947 25.06.2018

ED: 03.04.2017 (metastasierendes Lungenkarzinom (Adeno))


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