Einzelnen Beitrag anzeigen
  #13  
Alt 05.09.2003, 12:17
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Diagnose Nierenzellcarcinom

Liebe Birgit,

zunächst einmal zum "Kompetenzzentrum":
ich bin keine Medizinerin, sondern nur Krankenschwester und versuche mit dem, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe und dem, was ich aus meinen Erfahrungen weiß, zu helfen, wo ich kann. Aber ich bitte darum, das, was ich hier mitteile, nicht als das "Non-PLus-Ultra" anzusehen, sondern ggf. auch zu hinterfragen. Es soll den Lesern bitte nur helfen, Informationen zu sammeln und evtl. kritisch zu werden, bzw. ein kompetenter Gesprächspartner für die behandelnden Ärzte des Patienten zu werden, ein Gesprächspartner, der sich mit seiner Erkrankung bzw. Therapie beschäftigt, um zu erkennen, was für ihn wichtig ist und ihm hilft, letztendlich seinen Weg zu finden.

Nun zu Deinen Fragen:
die mir bekannte operative Standard - Therapie eines Nierenkarzinoms beinhaltet primär die Entfernung der Niere einschließlich Nebenniere und der umliegenden Lymphknoten. Eine weitere Variante bei dementsprechender Indikation ist die Tumorenukleation, wo NUR der Tumor aus der Niere entfernt wird.
Ich habe hier schon häufiger gelesen, daß zwar die Niere entfernt wurde, Lymphknoten und / oder Nebenniere aber belassen wurden. Etwas, das ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen kann und bei meinem Mann sicher auch so nicht hätte durchführen lassen. Die Lymphknoten haben zwar auch mit Sicherheit eine "Daseinsberechtigung", aber für mich ist es wichtiger, zu erfahren, ob Lymphknoten befallen sind, um das Tumorstadium genauer eingrenzen zu können. Wenn nämlich ein oder mehrere Lymphknoten positiv sind, handelt es sich im engeren Sinne nicht mehr um ein auf die Niere beschränktes Karzinom, sondern es ist in dem Fall bereits eine Metastasierung eingetreten, bei der z. B. die Immun-Chemo-Therapie ansagt ist, da bei befallenen Lymphknoten der Tumor Anschluss an das Lymphsystem des Körpers hatte und darüber streuen konnte / kann ( ohne nachgewiesene Metastasen wird die IMT in der Regel nicht durchgeführt ).
Man kann sich zwar als Operateur während der OP ein makroskopisches Bild von den Lymphknoten und der Nebenniere machen, was aber nicht unbedingt mit dem mikroskopischen Befund übereinstimmen muss. Bei meinem Mann sahen z. B. sämtliche Lymphknoten makroskopisch unauffällig aus, und trotzdem hat der mikroskopische, pathologische Befund einen von mehreren Lymphknoten als positiv befallen ergeben.

In der letzten Zeit streiten sich allerdings die Gelehrten darüber, ob eine Lymphknotenentfernung UNBEDINGT Vorteile für den Patienten bringt, oder ob man darauf auch verzichten kann im Hinblich auf die statistische Überlebensrate. Und so halten es auch die Urologen unterschiedlich, je nachdem, welche Meinung der einzelne vertritt.
Eine Ro - Resektion, also eine Turmorentfernung bis ins gesunde Gewebe, wird aber IMMER angestrebt. Das heißt, daß JEDER Urologe auch AUGENSCHEINLICH befallene Lymphknoten, bzw. Nebenniere entfernen wird. Aber manche machen das eben NUR dann, wenn sie schon markroskopisch davon überzeugt sind, daß hier Tumorbefall vorliegt. Ist für mich zwar nicht so ganz nachvollziehbar und ich persönlich würde mich damit auch nicht einverstanden erklären, aber so ist es leider nun mal.

Da bei Deiner Mutter die Lymphknoten nicht mit entfernt wurden, halte ich eine genaue Tumornachsorge für besonders wichtig. Wobei Ihr Euch aber nicht von Angst auffressen lassen solltet! Das pathologische Ergebnis der entnommenen Niere hat ja das Tumorstadium T1 ergeben, also ein wirklich sehr, sehr frühzeitig erkannter Tumor! Trotzdem wäre ich bei der Nachsorge an Eurer Stelle sehr genau.
Bzgl. der Leber mit den kleinen "Punkten" kann ich mich so nicht äußern. Ich kann hierzu nur eines sagen: ich würde mich hier eher auf ein CT bzw. MRT verlassen als auf das Ultraschllbild, da CT und MRT wesentlich genauer sind! Bei meinem Mann werden teilweise CT UND MRT durchgeführt, da die eine Untersuchung bei bestimmten Organen genauer ist als die andere und umgekehrt.
Vielleicht kannst Du die Befunde vom Sonogramm bzw. MRT in Kopie erhalten ( ist immer möglich, wenn Du bzw. Ihr den Arzt danach fragt! ) und sie hier mal in Kurzfassung veröffentlichen? Ich bin dann gerne bereit, Dir den Befund zu erläutern. Natürlich sollten diese Punkte weiter beobachtet werden, aber bitte nicht nur mit dem Sonogramm!!!
Um Deine Mutter "offener" werden zu lassen, helfen vielleicht nur Zeit, Geduld und viele Gespräche ohne ihr aber Angst zu machen. Sie hat sich aufgrund der erst kürzlich gestellten Diagnose ja noch nicht richtig vertraut machen können mit Ihrer Erkrankung. Gib ihr Zeit und übernimm Du in der Zwischenzeit die Aufgabe, Informationen zu sammeln, die Du ihr dann vielleicht irgenwie weiter vermitteln kannst. Du machst das schon ganz richtig, meine ich.
Ich hoffe, daß ich Dir ein wenig helfen konnte und stehe Dir für weitere Fragen ( wenn ich sie beantworten kann ) natürlich gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße,
Ulrike
Mit Zitat antworten