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Alt 08.09.2003, 19:15
Gast
 
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Standard Diagnose Nierenzellcarcinom

Liebe Birgit,

das Untersuchungsergebnis vom MRT und Sonogramm müsste dem Hausarzt Deiner Mutter vorliegen. Er hat mit Sicherheit einen Arztbrief aus dem Krankenhaus bekommen, in dem die Befunde verzeichnet sind. Du könntest Dir also dort auch den Befund in Kopie aushändigen lassen und brauchst nicht bis zur nächsten Untersuchung zu warten, wenn Du möchstest.

Ein erhöhter Kalziumwert kann verschiedene Ursachen haben. Es kann unter anderem auch daran liegen, daß die verbliebene Niere nicht ausreichend Kalzium ausscheidet, was aus der Nahrung aufgenommen wird. Ich nehme aber an, daß der Wert nicht in bedrohlicher Größenordnung war, sonst wäre sie sicher nicht damit aus der Klnik entlassen worden. Unterstützen kann man die Kalziumausfuhr durch ausreichende Trinkmenge ( 2 Liter Minimum am Tag ). Das ist nicht unbedingt leicht für Menschen, die nicht gewöhnt sind, viel zu trinken. Kann man sich aber zu erziehen, und das ist auch immens wichtig gerade für Patienten mit nur noch einer Niere, um diese gut zu spülen!

Tja, Deine letzten Fragen sind nicht leicht zu beantworten: wie habe ich meinem Mann aufgebaut und wie habe ich mich verhalten, um ihn nicht noch mehr zu belasten? Ich weiß gar nicht , ob man so sagen kann, daß es MIR gelungen ist, meinen Mann aufzubauen. Er war anfangs überhaupt nicht in der Lage, sich über die Krankheit zu informieren oder Entscheidungen bzgl. Therapie zu treffen. Für ihn stand sein Todesurteil in kürzester Zeit fest ( er meinte, er wäre in 3 Monaten tot ). Ich habe ihm Literatur besorgt, Ausdrucke aus den Erfahrungsberichten aus dem KK zu lesen gegeben, mit ihm geredet, aber das war bei IHM alles nicht das Richtige. War ein Versuch von mir, aber er war der Meinung, daß das sowieso alles nicht auf ihn zutrifft, daß eh alles keinen Zweck hat, weil er ja in 3 Monaten tot ist! Er war absolut nicht in der Lage, auch nur ein Minimum an Hoffnung aufzubauen. Und das über lange Zeit.
Aber er war zugänglich für Therapievorschläge, die ich ihm gemacht habe. ICH habe mich dann auf die Suche nach einem Psychoonkologen gemacht ( wird übrigens nur in seltensten Fällen von der Klinik angeboten ) und seither macht er dort auch seine wöchentlichen Sitzungen, die ihm, glaube ich, helfen. Und nach und nach habe ich ihn bzgl. seiner Diagnose informieren können. Das heißt also, daß ICH zunächst die Rolle des Gesprächspartners bei Ärzten übernommen habe, mich über alles, was zu tun ist, infomiert habe, mich mit der Krankenkasse und, wenn es sein mußte, auch mit Ärzten gestritten habe etc. und ihn nur immer wieder informiert habe, mit ihm über die Krankheit geredet habe, Fakten dargelegt habe, ihm zugehört habe (... irgendwann merkte ich, daß es sinnlos war, GEGEN seine negative Einstellung AKTIV zu arbeiten ) etc. Ich habe ihm immer wieder ANGEBOTEN und mitgeteilt, WO er sich informieren kann und WIE und habe GEWARTET. Nur gewartet. Ihm Zeit gegeben. ...Ich weiß nicht mehr, wie lange es gedauert hat, bis er mal bereit war, z. B. hier in den Krebskompass hinein zu sehen......Und ich glaube, das ist der wichtigste Faktor überhaupt: dem Patienten Zeit geben....

Es war und ist auch heute nach 1 1/2 Jahren teilweise sehr schwierig. Auch heute gibt es immer noch Zeiten, wo mein Mann in trüben Gedanken hängt, obwohl sein PHYSISCHER Zustand eigentlich im Moment keinen Anlass dazu gibt....

Tja, wie stecke ich das weg, fragst Du. Ich versuche für meinen Mann dazusein, mit ihm die Therapien durchzustehen und führe meinen eigenen Kampf gegen den Krebs, gegen diese Krankheit, die ich im Laufe der Jahre ( im Privatleben wie im Beruf )hassen gelernt habe. Wie ich das mache, weiß ich manchmal selbst nicht. ICH habe dieser Krankheit den Kampf angesagt, in sämtliche Richtungen. Ich glaube, da geht mein Beruf wieder mit mir durch. Ich war mit Leib und Seele Krankenschwester und habe für jeden Patienten gekämpft, mit ganzem Herzen, und nie Grenzen akzeptiert ( auch nicht bei mir ). Für mich waren viele Patienten, die verstorben sind, Patienten, die ICH verloren habe. Tja, und ich glaube, das ist die Kraft, mit der ich das "wegstecke". Aber ich bin kein "Übermensch", bin halt nur ein Stehaufmännchen, das irgenwie immer weiter kämpft.

Das wär's für heute.
Liebe Grüße,
Ulrike
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