Einzelnen Beitrag anzeigen
  #258  
Alt 28.02.2013, 19:13
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.01.2012
Beiträge: 846
Standard AW: Kleinzelliges Bronchialkarzinom - verzweifelt

Ich danke euch und es hat geholfen, dass ihr an mich gedacht habt!
Ich war sehr nervös, nervös weil ich mir dachte ich habe meine Gefühle verloren und kann nicht weinen. Ich funktioniere schon wieder nur. Bin am Dienstag schon wieder zur Arbeit, Mittwoch war das Begräbnis und heute wieder zur Arbeit.
Ich weiß nicht warum ich meine Trauer nicht richtig herauslassen kann. Es kommt mir vor als wenn alles so wäre wie immer.
Beim Begräbnis gestern habe ich dann schon sehr geweint, ich habe aber vorher eine halbe Beruhigungstablette geschluckt.
Papa ist sicher stolz auf uns. Die Feier hat genau zu ihm gepasst und es waren sooooo viele Leute! Seine ganzen Kumpels!
Der Pfarrer hat einen Lebenslauf vorgelesen den ich vorher aufgesetzt habe. Papa ist ja 2 Jahre vor seiner Pensionierung bei seiner Firma im Außendienst gekündigt worden und das hat ihm damals sehr weh getan. Ich schrieb die Firma in den Lebenslauf, weiß ganz genau, dass ich sie richtig geschrieben habe. Und was ist passiert, der Pfarrer hat eine ganz andere Firma vorgelesen, er hat sich versprochen! Zuerst war ich sauer weil er sich versprochen hatte und die Leute natürlich auch wussten dass das nicht stimmt aber dann habe ich mir gedacht dass ist kein Zufall. Papa hat das damals so weh getan und er hatte diese Kündigung bis zum Schluss nicht verkraftet. Es war kein Zufall, dass der Pfarrer einen anderen Namen gesagt hat.
Ich weiß nicht ob Papa was damit zu tun hatte aber auch wenn nicht, es hat ihm sicher gefallen!
Ich habe ein Lied ausgesucht von einem Sänger den Papa im Sommer auf einmal auf Kassette hörte. Vorher hat er noch nie was von diesem Sänger gesagt. Er hat damals ein Lied von ihm gesucht aber nicht gefunden auf der Kassette. Ich habe dann nachgeforscht und bin dann auf "Hallelujah" gestoßen. Der Sänger heißt Leonhard Cohen.
Das war im Sommer damals auch kein Zufall und das wurde dann gestern Papas Lied und es war wunderschön!
Wir haben auf Kränze und Blumen von Freunden verzichtet und haben Geld gesammelt für einen Erlebnishof für krebskranke Kinder bei uns in der Nähe. Es sind fast 1000 Euro zusammengekommen die wir, Mama und ich, sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, übergeben!
Auch Papas Bruder, mit dem er zerstritten war und den er 10 Jahre lang nicht gesehen hatte ist gekommen. Leider haben sie zu Lebzeiten keine Versöhnung mehr geschafft. Das tut mir wirklich sehr leid. Wir wollen nun den Kontakt wieder etwas aufflackern lassen.
Alles in Allem war es wunderschön und ja, es war durch und durch Papa!Er hätte es sich sicherlich so gewünscht!

Ich warte immer bis mich die Trauer so richtig überkommt und es wundert mich und beängstigt mich dass ich so weiter funktioniere. Das muss doch kommen, oder? Ich habe ja meinen Papa so lieb gehabt und mich doch so davor gefürchtet wenn er mal nicht mehr da ist! Ich versteh es nicht.
Bin ich so gefühlskalt geworden??????
Auch Mama hält sich wacker, der große Zusammenbruch ist bis jetzt ausgeblieben! Es ist alles so komisch!
Was ich schon mache ist, dass ich über Papas letzte Tage im KH nachgrüble. Über seine Worte, seine Beschwerden, welche Medikamente er bekommen hatte, wie wohl seine Nächte waren und wie diese letzte Nacht eben gewesen ist.
ER lag auf jeden Fall in seinem Bett und sah aus als ob er schlafen würde, das Sauerstoffgerät war eingeschaltet, er hatte die Augen geschlossen und seine Hände lagen ausgestreckt und ganz locker da. Ich dachte er schläft!
Aber ich grüble trotzdem noch nach, ob er uns nicht doch vielleicht gebraucht hätte und wir nicht da waren.
Aber er hätte nicht gewollt, dass wir im KH schlafen, da wäre er sich komisch vorgekommen.
Ich grüble aber kann nicht wirklich trauern! Fühle mich irgendwie schlecht und leer und hart!

Ich werde nächste Woche, wenn wieder etwas mehr Zeit ist ins Hinterbliebenenforum umziehen und es mir dort gemütlich machen! Ich glaube das hilft mir dann bei der Aufarbeitung!

Danke nochmal, dass ihr alle an mich gedacht habt!

Liebe Carmen ich denke auch ganz fest an dich und wünsche dir viel Kraft für "euren Tag"!

Liebe Vanessa! Es tut mir so leid, dass es bei euch jetzt auch so schlecht aussieht und ihr das jetzt auch alles noch vor euch habt! Ich denke an dich und deinen Paps und wünsche dir viel Kraft! Aber es kommt die Zeit zum Loslassen. Auch Mama und ich haben am Freitag beim Heimfahren vom KH gesagt Papa wir lassen dich jetzt los und haben zu Gott gebetet! Es ist uns in Erfüllung gegangen und es war gut so denn wir wussten dass wir keine andere Chance mehr hatten! Alles weitere wäre dann noch schmerzlicher gewesen für uns und für Papa!
Es wird auch bei euch alles gut auch wenn der Abschied so weh tut!
Ich drück dich!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
Mit Zitat antworten