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Alt 20.03.2002, 01:54
Gast
 
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Standard Die Achterbahn der Trauer

Liebe Linchen, liebe Christiane und alle,

ich kann diese Woche hier nicht viel schreiben. Danke für Eure Worte, sie haben mir sehr gut getan. Meine Eltern sind hier mit dem großen Van, damit wir die Wohnung endlich mal leer kriegen, und ich habe um mich herum jetzt jede Menge volle Kisten und leere Möbel. Der Rest wird entrümpelt, und das is' auch noch so 'ne eigene Geschichte...

Der TÜV meines Autos ist jetzt drei Monate überschritten (so jedenfalls lautete der Strafzettel heute), das Finanzamt will 500 Euro Nachzahlung für 1999, die Steuererklärung für 2000 ist auch noch nicht gemacht, und eines Tages werden die mich hier in Handschellen abführen, nur weil ich Gary beim Sterben begleitet und mich um so einen Scheiß nicht gekümmert habe.

Christiane: Das Buch von der Doris Wolf kannst Du ganz einfach online über www.amazon.de bestellen. Was ich geschrieben habe, ist ein autobiografischer Roman mit dem Titel "Am Anfang war der Tod". Das Teil hab' ich 1997 angefangen, es ist gewachsen, und danach hatte ich's komplett ins Netz gestellt. Bis sich ein Verlag erbarmte, das Ding zu drucken. Dann hab' ich's aus dem Netz wieder 'rausgenommen, und am Ende kamen jetzt noch zwei Kapitel dazu. Über den Tod. Leseproben findest Du unter www.scheherza.de, dort entsprechend klicken. Es geht da eigentlich mehr um Leben als um Tod, aber der kommt da auch vor...

Linchen: Dich drück ich jetzt einfach mal ganz fest an mein Herz. Dein Papa hat jetzt keine Schmerzen mehr und leidet auch nicht mehr unter mit Morphium erstickten Schmerzen. Wo er ist, wissen wir nicht, aber er ist bei Dir, wann immer Du an ihn denkst. Tote sind nicht einfach *wech*, sondern leben in uns weiter und geben uns auch irgendwie Kraft. Manchmal kommt es mir schon so vor, als lebten wir den Teil ihres Lebens weiter, den sie sich vorgestellt haben. Das ist aber auch gefährlich, weil wir uns selbst dabei schnell vergessen. Und wer sind wir? Übriggeblieben auf dieser Welt oder eigenständige Menschen, die auch irgendwann sterben müssen? Mist das alles!

Heute abend habe ich Garys Regal mit den ganzen Souvenirs 1:1 in meiner Wohnung wieder aufgebaut. Hinter jedem Gegenstand steckt eine Geschichte. Das ist jetzt ein Denkmal. Jetzt werde ich meine eigene Geschichte leben müssen. Und derzeit ist es mir ziemlich egal, ob da mal jemand ein "Denkmal" draus macht. Leben ist wahrscheinlich wichtiger als Sterben - auch wenn beides zusammen gehört.

Genug geblafaselt!

N8 für heute

Marianne
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