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Alt 06.12.2009, 14:41
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Ein bunter Weihnachts-Quilt

Kurz nachdem meine Mutter ihre Diagnose erhielt, da kam die Trauerbegleiterin, welche bereits meine Mutter nach dem Verlust ihrer Brüder begleitet hatte, zu mir.

Wir sprachen über die Erkrankung und darüber, was zum damaligen Zeitpunkt, noch von Hoffnung gestützt, in weiter Ferne liegen sollte - wenn Mama nicht mehr ist. Wir redeten darüber, dass die Dinge sich ändern würde - ja...für immer anders wären. Für immer anders?! In diesem Zusammenhang betrachtet, konnte ich damals nicht recht verstehen, wie dieses "andere" positiv behaftet sein könnte. Unmöglich!

Heute ist die Welt nicht mehr so, wie sie noch vor einiger Zeit war. Ich lebe ohne meine Mama und auch ohne meine Oma, die ebenfalls in diesem Jahr verstarb. Es ist anders.

Nun steht Weihnachten vor der Türe, und ich bin oftmals betrübt und traurig und so recht nach Weihnachten...ja...nach dem Weihnachten wie es bisher war, kann mir ja auch gar nicht mehr sein. Denn es wird anders werden.

Und nun, vor einigen Wochen, da verlangten meine Kinder, nach der üblichen, stimmungbringenden Weihnachtsdeko, nach den Vorbereitungen, die eben das Gefühl des nahestehenden Weihnachtsfests vermitteln.

Ich habe dekoriert, die Fenster geschmückt, sogar übermäßig viel dekoriert . Eben anders! Und trotz aller Bemühungen lassen sich die Bindeglieder zur Vergangenheit so überhaupt nicht ausschalten. Und man sitzt abends da, blickt verträumt in das Kerzenlicht...und dann denke ich an die Menschen, die Weihnachten für mich zu dem gemacht haben, was es auch bis heute noch für mich ist. Und dann begreife ich, dass ich mich noch so anstrengen kann, ich kann noch so viel tun, um es "anders" zu gestalten - sich selber um´s Liebhaben zu betrügen, das gelingt nicht.

Als ich klein war, wirklich meine jüngsten Erinnerungen, die sind bei Oma. Oma und Opa hatten damals immer furchtbar viel getan, um die Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Und die Weihnachtszeit, die bietet sich hierfür ja geradezu an. Und ich weiß noch, dass es einen wunderbaren "Zauberstein" gab, der in vielen Farben leuchtete, jede einzeln für sich. Ein Dreiecksstein in rot, einer in orange, einer in gelb, ein anderer in blau. Und wenn man vor dem Zauberstein saß, und lange genug träumte, dann vermischten sich die Farben.

Zum ersten Mal, seit fast 20 Jahren, funkelt der Zauberstein. Und Kinderaugen erfreuen sich daran. Aber nicht nur die....auch meine. Beim Putzen des Steins, da musste ich weinen, so wundervoll geprägt sind all die Erinnerungen. Und es tut weh, ja! Aber nicht nur das. Es wird eben anders in diesem Jahr, aber nicht ganz anders.


Geändert von annika33 (06.12.2009 um 16:53 Uhr)
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