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Alt 04.11.2004, 14:50
Gast
 
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Standard R., Du fehlst mir so!

Hallo Vida,

mir geht es eigentlich recht gut. Ich versuche, Papas Weggehen als ganz natürlichen und unabänderlichen Teil meines Lebens zu sehen. An dem ich mich nicht aufreibe.

Habe gerade in einen anderen Thread das Gedicht Stufen von Hesse kopiert:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


Ich finde es sehr traurig und wunderschön.

Britta meldet sich bestimmt selber bei dir. Ich gehe in solchen Dingen wie Trauer wohl nach Papa, seine Parole war auch immer: Nur an das Schöne erinnern, nicht negativ denken und positiv in die Zukunft blicken. Das Leben genießen, denn es ist kurz.

Papa fehlt mir einfach, aber ich werde ihn ja wiedersehen. Es wirkt auf mich wie, wenn ich meinen Freund ein paar Tage nicht sehe: Ich vermisse ihn, aber ich weiß, wir sehen uns wieder und deswegen ist alles nicht ganz so schlimm. Ich habe nichts davon, wenn ich mich in Trauer vergrabe. Und Papa schon gar nicht. Ich helfe ihm drüben bestimmt mehr, wenn ich ihm liebevolle Gedanken an ihn schicke,als wenn er mich heulen sieht. Ich denke jedoch den ganzen Tag an Papa, aber irgendwie gar nicht so traurig. Ich kann auch von ihm erzählen, ohne weinen zu müssen. Ich rede einfach weiterhin von ihm, als wenn er noch unter uns wäre. Du verstehst bestimmt, was ich meine. Ich mag nicht Papas Namen nur im Zusammenhang mit Trauer nennen. Dafür war Papa viel zu komisch bzw. sein schwarzer Humor war dafür zu komisch.

Ich weiß aber auch, dass es mir ohne meinen tollen Freund lange nicht so gut gehen würde.
Er wirft einfach sehr viel auf die "Glück-Waagschale".

Alles Liebe, Sonja
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