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Alt 22.10.2010, 11:01
Moni1968 Moni1968 ist offline
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Standard AW: Gebärmutterhalskrebs 4a...

Guten Morgen Ihr Lieben!

Heute möchte ich mal zu einem Satz äußern, der mich so langsam schon verfolgt - und dabei mag ich gar nicht verfolgt werden.

Mal kurz zu den "Rahmenbedingungen": Ich bin 42 Jahre alt, habe 3 Mädels (17, 13 und 4) und bin seit gestern 18 Jahre lang glücklich verheiratet. Meine Krankheit habe ich ja bereits beschrieben; seit einigen Tagen vermute ich, dass Willi trotz Chemo munter vor sich hinwächst, denn meine Schmerzen verlagern sich langsam auch auf die linke Seite. Aber das nur am Rande.

Nun, gestern war ich zur üblichen Blutabnahme während der Chemo. Das bringt es mit sich, dass ich meist noch vor dem Haus einige Minuten auf mein Taxi warte. Und da kam mir der oben beschrieben Satz schon entgegen - diesmal in Form einer Nachbarin. Nach kurzem Gespräch überfiel er mich - aus dem Hinterhalt und ohne Vorwarnung: "Sie müssen jetzt kämpfen" und - als ob das nicht schon genug wäre "Schon der Kinder wegen". GSD kam in dem Moment mein Taxi - ein Glück für die ansonsten so nette Nachbarin.

Kämpfen!? So so Frau Nachbarin...Ich soll also gegen ein Stück Fleisch meines eigenen Körpers kämpfen. Schon der Gedanke als solches bringt mich zum Lachen. Kämpfen - das tun Menschen, meinetwegen auch Völker, gegenseitig - aus welchen Gründen auch immer. Ja, soll ich jetzt gegen einen Brocken Fleisch den Säbel schwingen oder wie? Freut sich der Krebs in irgendeiner Weise, wenn er mich "erledigt" hat? Lacht er sich ins Fäustchen? Ich denke nicht. Aber wie gesagt, diesen Satz höre ich neuerdings öfter - und halte ihn für absoluten Quatsch. Ich will nicht kämpfen, ich will leben!!! Und wenn mein Leben nicht mehr so lange sein sollte, dann ist das eben so. Aber bis dahin will ich jede Minute auch gelebt haben!

Auch mein Dad brachte diesen Spruch mit dem Kämpfen. Ich glaube, es ist die eigene Angst der Leute, selbst zu erkranken - der gesunde Mensch glaubt einfach, nur wer kämpft kann gewinnen - in diesem Fall den Krebs besiegen. Besiegen ist bei meiner Ausgangslage aussichtslos. Ich finde es viel wichtiger, meinem kranken Körper zu helfen und mich mit der Krankheit zu arrangieren. Das macht mich viel ruhiger, gelassener und ich spare mir 'ne ganze Menge Kraft dabei. Diese wiederum kann ich innerhalb meiner kleinen Familie viel besser einsetzen. Auch mein Mann und meine Kinder haben eine (soweit es geht) entspannte Haltung zu meiner Krankheit, denn meine Ruhe überträgt sich automatisch auch auf sie.

Da sind wir schon beim zweiten Teil des Halbsatzes "Schon der Kinder wegen". Ich bin eine Löwenmami und meine Kinder haben jederzeit das Recht zu erfahren, wie es mir geht. Falsche Grundvoraussetzungen innerhalb der Familie zu schaffen und falsche Versprechungen zu machen, halte ich für grundverkehrt. Ich habe es selbst so erleben müssen und das ist eine Erfahrung, die ich so nicht weitergebn kann und werde. Natürlich ist es nicht leicht mit einer krebskranken Mami, aber ich sorge dafür, dass jedes der Mädels seine eigenen Interessen nicht vernachlässigt, dass die "Grundstimmung" daheim stimmt - einfach, dass das Leben weiter geht und dass das Leben lebenswert ist. Im Grunde ist es eine ganz große Erfahrung, die wir hier machen dürfen - denn letztendlich steht mit unserer Geburt der Sensemann eh' schon hinter uns. Im Normalfall machen wir uns keine Gedanken darum, dies bedarf schon Ausnahmesituationen wie eben dieser schweren Krankheit. Und wie hat schon Westernhagen gesungen: "Komm, lass uns leben..."

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen angenehmen Tag!

Gruß, Monika


Edit: Dies spiegelt natürlich nur meine eigene Meinung wider. Es gibt genügend Menschen, die - um mit dieser Krankheit leben zu können - diese Kämpfermentalität benötigen. Und für diese ist das auch richtig so. Diese Menschen will ich natürlich auf keinen Fall "auf die Füße treten" - jeder muss und wird seinen Weg finden