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Alt 23.10.2008, 21:50
eckibreaky eckibreaky ist offline
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Standard Abschied von Ruth

Es war ja schon vorher klar, dass ich Ruth nicht mehr mit nach Hause nehmen kann, doch als ich im Oktober vor einem Jahr das Krankenhausgelände in Köln-Merheim verließ, war es Gewissheit. So gewiss, wie der Tod halt sein kann.
Ich wollte es nicht wahrhaben, dass die Krankheit bereits so weit fortgeschritten war und hatte so sehr gehofft, mit Korsett und Rollstuhl wird es schon gehen.
Es tat so weh, wenn sie mit Personen sprach, die gar nicht anwesend waren und wenn sie nach Gegenständen griff, die nur sie sehen konnte. Das liegt ja nur an den starken Medikamenten, habe ich mir gesagt, am Morphium und den Opiaten, und Ruth ist wieder Ruth, wenn sie das nicht mehr nehmen muss. Doch sie hat danach verlangt, weil sie Schmerzen hatte und man hat es ihr gegeben, bis zuletzt.
In ihrer letzten Nacht war ich bei ihr und in dieser Nacht hat sie fünf oder sechs Spritzen bekommen. Die letzte am frühen Vormittag des 23. Oktober 2007. Dann ist sie zu letzten Mal eingeschlafen, zunächst friedlich, doch mit jeder Stunde wurde es ein Kampf ihres Körpers im Schlaf, der noch fast acht Stunden gedauert hat.
Ich habe ihre Hände gehalten und mit ihr gesprochen. Ich hatte ihr noch so viel zu sagen. Dass sie der wunderbarste Mensch in meinem Leben ist, wie sehr ich sie liebe und das ich sie brauche. Ich weiß nicht, ob sie mich noch hören konnte.
Ich weiß auch nicht, ob sie mich gehört hat, als ich sagte, dass sie loslassen soll. Als ich sicher war, dass ihre Seele schon lange in einer anderen Welt war und nur ihr gepeinigter Körper sich dem Endgültigen widersetzte. Seit einem Jahr zweifle ich, ob das richtig war.
Jetzt sitze ich hier und meine Gedanken gehen in dieser Woche ständig ein Jahr zurück und sind nur bei Ruth. Mit jedem Tag fehlt sie mir mehr und es tut genau so weh, wie vor einem Jahr.
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