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Alt 26.10.2005, 09:07
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

4 Wochen und 4 Tage ist es jetzt her. Und seit gestern habe ich das Gefühl, meine Mama ist weiter weg als je zuvor. Ich war auf dem Friedhof und weiss eigentlich nicht, was ich dort erwartet habe. Ich wollte mich erinnern, ich wollte ihr nahe sein. Stattdessen habe ich mich über die angefressenen Sonnenblumen geärgert und fühlte mich blöd. Ich konnte mir ihr Gesicht nicht vergegenwärtigen, ich habe nur ihre traurige, haarlose gestalt gesehen.

Wir haben begonnen, ihre Papiere zu sortieren für den Notar. Und als mein Mann zu einem Ordner sagte "den brauchen wir nicht mehr" bin ich in Tränen ausgebrochen. Wie soll ich es denn schaffen, die restliche Wohnung auszuräumen? Wenn mein Mann nicht wäre, der die Planung für die Renovierung macht, der immer wieder ganz sanft nachfragt, welche Farbe ich mir wohin vorstellen könnte - ich würde wahrscheinlich einfach in diese Wohnung ziehen und trübsinning mit meinen Umzugskisten dort sitzen.

Was mir hilft ist, dass mich niemand wirklich drängt. Wir fahren in die Wohnung, und wenn ich nach einer Stunde nicht mehr kann, dann gehen wir eben wieder. Mein Mann hat mir versprochen, wir machen eine Kiste in die alles hineinkommt, wovon ich mich im Moment nicht trennen kann. Wenn das allerdings so weitergeht, wird das eine sehr große Kiste.

Manchmal denke ich auch, ich sollte mich vielleicht doch zusammenreissen. Ich bin 35, ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Eltern sterben irgendwann, das ist der Lauf der Dinge. Wenn ich hier von Schicksalen lese, von Frauen die Ihre Männer verloren haben und umgekehrt, die alle Pläne und Träume für ihr Leben aufgeben müssen, wenn ich lese, dass Eltern um ihre Kinder trauern müssen, dann denke ich, ich sollte es doch schaffen können, mein Schicksal zu akzeptieren.

Es ist schön, dass es einen Ort wie dieses Forum gibt, an dem einfach für alle ein Platz ist. An dem man Trost bekommen und diesen Trost dann weitergeben kann.

Ich glaube ich rede wirr - das passiert mir oft in letzter Zeit, dass die Gedanken schneller sind, als ich sie fassen kann.

Ich wünsch Euch allen einen guten Tag.
Andrea
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